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Südsudan: Steht eine weitere große Flüchtlingswelle bevor?

Meldung vom 13.09.2017

Im jüngsten Land der Welt hat der Bürgerkrieg Millionen Flüchtlinge zur Folge – mehr sind nur in Syrien und Afghanistan vertrieben worden. In einer Zeit der großen Migrationsbewegungen, in der Millionen in den Norden drängen, beobachtet Europa die anderen Kontinente aufmerksamer. Wo bildet sich aus Krieg und Hunger die nächste große Fluchtwelle?

Ein Mann, der in den innerafrikanischen Verhältnissen gut bewandert ist, hält sich derzeit in Deutschland auf: Barani Eduardo Hiiboro Kussala, katholischer Bischof im Südsudan und Präsident der noch immer gesamtsudanesischen Bischofskonferenz. Er ist vertraut mit der Situation daheim und hat auch die riesigen Flüchtlingslager in den Nachbarstaaten besucht. Denn im Südsudan geht der Bürgerkrieg unvermindert weiter.

Auch die kriegsführenden Akteure sind dem Bischof bekannt. „Die Regierungsleute waren in unseren Schulen, einige sogar im Priesterseminar – 50 Prozent gehen ab, ohne Priester zu werden.“ Auch Salva Kiir, der Präsident des neuen Staates, der sich in einen blutigen Konflikt mit seinem früheren Stellvertreter und dessen Rebellenarmee verstrickt hat. Es ist im Südsudan eine Gewohnheit, seine Kinder statt in teure Privatschulen in ein kostenloses Priesterseminar zu schicken. Die Kirche spielt mit, sie erhofft sich einen positiven Einfluss auf die künftige Elite.

Aber warum kann sich das Land nicht aus der Gewalt befreien? „Die das Land regieren, waren ja lange selbst Rebellen. Jemand, der Rebell im Busch war, ist von einem Tag auf den anderen Minister oder Regierungschef“, meint Kussala. Das sei die wahre Ursache, weniger die Stammesrivalitäten. Diese Leute hätten überhaupt keine Vision oder die fachlichen Kompetenzen, um ein Land zu regieren.

Dabei ging der jüngste Staat der Welt mit guten Vorbedingungen in den Start. Am 11. Juli 2011, nach Jahrzehnten der Kriege, stimmte der arabisch-muslimisch beherrschte Sudan endlich zu, dass der schwarzafrikanisch-christliche Süden unabhängig wurde. Der Südsudan hatte genug, um auf eigenen Beinen zu stehen: Erdöl, Edelmetalle, fruchtbares Land, reichlich Naturressorts für künftigen Edeltourismus.

Und das neue Land – mit überwiegend christlicher Bevölkerung – konnte mit dem Wohlwollen Amerikas und Europas rechnen. Internationale Helfer wollten bei der Geburt und Entwicklung des Staates Unterstützung leisten. Zu Hunderten brausten die typischen weißen UN-Toyotas in der Hauptstadt Juba herum. Irgendeine kluge Nichtregierungsorganisation führte die Mülltrennung ein: Hübsche farbige Tonnen, bestaunt und schließlich stehen gelassen von den Südsudanesen.

Heute sind sie wieder vor einem Bürgerkrieg auf der Flucht. Über eine Million seiner Landsleute, berichtet der Bischof, haben im Norden Ugandas Unterschlupf gesucht, rund 700.000 im Sudan. Nach UN-Angaben sind zudem mehr als zwei Millionen Menschen innerhalb des Südsudan Vertriebene – dort wird demnach die derzeit drittgrößte Flüchtlingskrise der Welt registriert, nach Syrien und Afghanistan.

„Noch kommen sie nicht nach Europa. Aber wenn eine Generation junger Leute in den Lagern heranwächst, ohne Aussicht auf Besserung und Heimkehr, werden sie sich irgendwann auf den Weg nach Italien machen.“ Zum Beweis zeigt er auf sein Handy. „Alle Informationen sind jederzeit da, sie lesen alle, wie es dort ist und wie man hinkommt.“

In den ugandischen Flüchtlingslagern sind zu 80 Prozent Frauen und Kinder untergekommen – es sind in der Regel die jungen Männer, die den riskanten, aber eben auch verlockenden Weg durch die Wüste und übers Meer nach Norden wagen. Viele junge Kämpfer könnten sich aus dem Leben im Busch nicht befreien. „Sie haben keine Schulbildung, sie haben nichts gelernt.“ Wenn sie dem Kampf entsagen, erlebten sie, dass sie im Zivilleben keinerlei Auskommen hätten. „Dann kommt eine Rebellengruppe, und sie gehen zurück in den Busch und holen sich, was sie brauchen, indem sie plündern. In den Busch zu gehen ist für sie attraktiver als Feldarbeit für ein paar Cent.“

Den Europäern empfiehlt der Bischof, Druck auf die Nachbarstaaten auszuüben – und zwar auf finanzieller Basis. „Ägypten, Äthiopien und andere Staaten verfolgen ihre eigenen Interessen, sie unterstützen die eine oder die andere Seite im südsudanesischen Bürgerkrieg.“ Sie handelten so, um sich etwa ein Anrecht auf Öl zu verschaffen oder auf das begehrte Nilwasser. Auch China operiert nicht interessenlos in der Region. Auf große Ölgewinne kann man aber derzeit im Südsudan nicht bauen. Erstens ist der Ölpreis im Keller. Zweitens muss der Südsudan viel Geld an den Sudan entrichten, um das schwarze Gold zum Roten Meer durchzuleiten. Drittens blockiert der Bürgerkrieg eine reibungslose Förderung und Logistik. Das sei eine Menge guter Gründe, den Krieg aufzugeben. Aber auch eine Menge Gründe, die Glut des Krieges weiter anzufachen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Welt Online“, welt.de

Schlagwörter: Südsudan, Flüchtlinge, Bürgerkrieg, katholische Kirche, Rebellen, Salva Kiir, Riek Machar, Flüchtlingswelle, Europa, Perspektive, Bildung, China, Ägypten, Öl, Erdöl, Ressourcen, Nilwasser