Indien: Kulturzensur – Weltkulturerbe Taj Mahal steht auf der Abschussliste

Meldung vom 11.10.2017

Die indische Regionalregierung von Uttar Pradesh will künftig alle Gelder zur Instandhaltung des großartigen Grabmals Taj Mahal streichen. Das Mausoleum repräsentiere nicht die indische Kultur, verkündet die Regierung im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Sie hat das berühmte Bauwerk daher aus den Broschüren zur Tourismuswerbung verbannt. Der neue Kurs der Regierung sei Ausdruck eines „Kulturkampfes“, meint Jürgen Webermann.

Das Grabmal Taj Mahal im Bundesstaat Uttar Pradesh wurde im 17. Jahrhundert von Großmogul Sha Jahan für seine verstorbene Frau gebaut. Heute ist das Mausoleum die größte und meist besuchte Tourismus-Attraktion Indiens.

Über sechs Millionen Besucher wollen das Gebäude und seine Gärten jedes Jahr sehen. Das Taj Mahal sorgt für größere Einnahmen als jedes andere Baudenkmal im Land. Nicht nur ausländische Reisende stehen stundenlang Schlange, um die Grab- und Gartenanlage zu sehen. Auch Tausende frisch verheiratete indische Paare reisen jedes Jahr zum Weltkulturerbe an, weil das Glück und ewige Liebe bringen soll. Dennoch hat die hinduistische Regierung im Bundesstaat Uttar Pradesh das Taj Mahal nun aus seiner aktuellen Tourismus-Broschüre gelöscht.

Was soll das bedeuten? Warum stehen die Hindunationalisten plötzlich auf Kriegsfuß mit dem Taj Mahal? Korrespondent Jürgen Webermann im Deutschlandfunk Kultur erklärt die Hintergründe: „In erster Linie sagen die Hindunationalisten: Muslimische Bauwerke wie das Taj Mahal (...), das hat mit unserer hinduistischen Kultur (...) nichts zu tun. Sie verweisen dann darauf, dass Nordindien jahrhundertelang von islamischen Mogulherrschern regiert worden ist. Und einer dieser Herrscher, Sha Jahan, hat eben für seine Frau Mumtaz dieses berühmte Taj Mahal bauen lassen. Das heißt, im Grunde hat man es hier mit einem Bauwerk zu tun, das eher die Kultur derjenigen reflektiert, die irgendwann mal Indien dann erobert haben. Dagegen wehren sich die Hindunationalisten und sagen: Das hat mit unserem Land nichts zu tun. (...) Da geht es wirklich um einen Kulturkampf.“

Die Maßnahme wurde im Zuge eines sich zuspitzenden religiösen Konflikts zwischen Hinduisten und Muslimen ergriffen, erklärte Webermann. Der Präsident des Bundesstaats Uttar Pradesh, Yogi Adityanath, sei ein Politiker, der hier „recht klare Ansichten“ vertrete, die er bisweilen „sehr drastisch“ zur Schau trage. Damit hetze er die Menschen auf, spalte die Gesellschaft und stelle „die säkulare Grundlage Indiens auf den Prüfstand“.

Allerdings muss man nicht damit rechnen, dass das Taj Mahal nun verfalle, da das Mausoleum von der Zentralregierung in Neu Delhi verwaltet werde und auch Gelder von der UNESCO dafür bereit stehen. Manche vermuten aber, dass die Regionalregierung Uttar Pradesh die Infrastruktur um das Taj Mahal in Agra nicht mehr pflegen wird. Das wird sich aber erst mit der Zeit zeigen, sagte Webermann: „Das Taj Mahal wird es vermutlich genauso auch noch in vielen Jahren geben.“


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Deutschlandfunk“, dradio.de