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Kenia: Blattgemüse und Gender – Neue Forschungsansätze

Meldung vom 02.01.2018

Frauen kochen, Männer dagegen erwirtschaften das Geld: In vielen patriarchalischen Gesellschaften läuft das immer noch nach diesem Schema ab. In Kenia investieren die Frauen viel Arbeit in den Anbau von einem bestimmten Blattgemüse. Doch die Agrarökonomin Christine Bauhardt hat geforscht, warum immer die Männer den wirtschaftlichen Profit daraus ziehen. Sie hat sich nach Kenia begeben und untersucht, wie die sogenannten „Spider Plants“ verwertet und zubereitet werden.

Die „Spider Plant“, die sogenannte Spinnenpflanze, ist der Überbegriff für ein einheimisches Blattgemüse, das in Subsahara-Afrika überall gedeiht. Es gibt über 200 Sorten dieser einheimischen Blattgemüse, und in dem Forschungsprojekt von Christine Bauhardt werden sieben von diesen verschiedenen einheimischen Blattgemüsen näher beleuchtet, die hauptsächlich verzehrt werden.

Es handelt sich dabei um Blattgemüse, das in Afrika vorkommt und weitgehend wild wächst. Es hat Ähnlichkeit mit Unkraut. Dennoch sind es Pflanzen, die schon lange zur Ernährungssicherung der Menschen in Afrika genutzt werden und die schon kultiviert wurden, bevor im Zuge der Kolonisierung neue Gemüsesorten wie zum Beispiel Kohlsorten importiert wurden.

Und dieses Blattgemüse hat den Vorteil, dass es sehr nährstoffreich ist. „Vom Geschmack her sind all diese Gemüsesorten relativ bitter, und sie sind nicht so leicht konsumierbar, wie man sich das vielleicht von Spinat vorstellen würde. Man erntet ihn, man kocht ihn und man verzehrt ihn“, sagt Bauhardt.

Bis dahin könnte man diese Forschungsergebnisse noch in den Bereich der Agrarwirtschaft verorten. Doch was hat die Geschlechterforschung damit zu tun? Es geht dabei nicht nur um die Frage, wie kann man speziell in Afrika den Hunger bekämpfen und die Ernteerträge erhöhen kann, sondern es geht auch um eine geschlechtergerechte Vermarktung der Produkte. „Wir aus der Geschlechterforschung haben eben festgestellt, dass es nicht reicht, diese Wertschöpfungsketten, also die Produktion, den Verkauf und den Konsum von agrarischen Produkten zu betrachten, sondern dass es aus der Sicht der Ernährungssicherung darum geht, wer kocht denn eigentlich das Essen?“, fragt Bauhardt.

Und das seien natürlich die Frauen. Sie seien eigentlich auch die Produzentinnen dieses Gemüses. Doch sie würden in der Agrarforschung oft völlig ignoriert, „weil die Produktion und der Anbau, in kleinen Hausgärten oder auf brachliegendem Land, ökonomisch nicht relevant erscheinen“. Es sind keine großen Mengen, die die Frauen dort anbauen, sondern es sind kleine, für den eigenen Bedarf zugeschnittene Produktionsmengen. Und doch muss man feststellen, „dass eben dieses Blattgemüse eine Women's Crop ist, eine Frauengemüsesorte, weil sie komplett in den Händen der Frauen liegt“, betont Bauhardt.

Sie beobachtet aber auch, dass „in dem Moment, wo Geld ins Spiel kommt, wo die Kommerzialisierung stattfindet, wo die Produktion in größerem Maßstab organisiert wird, wo die Vermarktung dieser Produkte über lokale und regionale Märkte stattfindet, in dem Moment übernehmen die Männer sozusagen die Produktion der Frauen, vermarkten sie und erzielen dann eben auch die entsprechenden Einkommen“. Damit dies sich langsam ändert und auch die Frauen in Zukunft mehr und mehr wirtschaftlichen Nutzen von ihrem Anbau haben, dafür setzt sich die Genderforschung ein – mit Projekten, die mit dem Fachbegriff „Empowerment der Frauen durch Kommerzialisierung“ überschrieben sind.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Deutschlandfunk“, dradio.de

Schlagwörter: Kenia, Frauen, Gender, Geschlechterrollen, Geschlechtergerechtigkeit, Spinnenpflanze, Landwirtschaft, Kommerzialisierung, Empowerment, Ernährung, Blattgemüse