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Äthiopien: Klöster, Kirchen und aus Fels gemeißelter Glaube

Meldung vom 26.01.2018

Äthiopien kennt man aus den Medien meistens nur als Hungerland. Doch dass in dem afrikanischen Land auch eine tiefe christliche Glaubenstradition, sehr alte Klöster und wunderschöne, aus Fels gemeißelte Kirchen zu finden sind, davon wissen nur die wenigsten. Es ist eine archaische Architektur an außergewöhnlichen Standorten – Äthiopiens Klöster und Kirchen sind überwältigend. Und nicht immer leicht zugänglich: Manchmal wird der Besucher mit einem Lederriemen um die Brust hochgezogen.

Innerhalb weniger Minuten lässt sich der Mönch über die senkrechte Felswand an einem Seil herab, stellt sich vor die Besucher und knotet ihnen einen Lederriemen um die Brust. Dann bekommen alle ein armdickes Seil an die Hand, an dem sie sich festhalten können, und schon ziehen zwei Mönche die Ankömmlinge an dem Lederseil nach oben.

Jeder Versuch, mit den Füßen Halt in der abgegriffenen und glatten Wand zu finden, scheitert. Der Lederriemen hat sich bedrohlich zugezogen, jeder japst nach Luft, trotzdem ziehen die beiden Mönche die Gäste Zug um Zug weiter nach oben. Die 15 Höhenmeter erinnern an die Eigernordwand, dann endlich werden die Gäste über die hölzerne Schwelle gezogen wie Fische aus dem Netz.

Es ist das älteste Kloster Äthiopiens und heißt Debre Damo. Alle Frauen müssen unten am Fuß der Felswand warten, denn Frauen ist in vielen Klöstern Äthiopiens der Zutritt nicht gestattet. Nach einer kurzen Erholungsphase führt der Weg weiter über den Tafelberg zur Abuna-Aregwai-Kirche, die wohl aus dem 10. Jahrhundert stammt und damit zu den ältesten Kirchen Afrikas zählt. Sie wird als Prototyp der Architektur des aksumitischen Reiches gepriesen. Ein Mönch deutet im Halbdunkel auf kunstvolle Schnitzereien und präsentiert wertvolle christliche Handschriften.

Bereits im 4. Jahrhundert wurde Äthiopien christianisiert. Bis heute ist das äthiopisch-orthodoxe Christentum die wichtigste Religion des Landes. Es ist vom Judentum beeinflusst – die typischen Rundkirchen und die Beschneidung von Jungen deuten auf die hebräischen Wurzeln.

Von Debre Damo verläuft eine serpentinenreiche Straße über das Abessinische Hochland nach Aksum. Es zeichnet Äthiopien neben Lesotho zum höchstgelegenen Land der Erde aus und ist das Kernland des historischen äthiopischen Kaiserreiches. Der Norden des Landes besteht aus der Provinz Tigray, wo die Hungerkatastrophe Mitte der Achtzigerjahre besonders viele Tote zur Folge hatte. Auch wenn man die Infrastruktur seither mit internationaler, heute auch eindringlicher chinesischer Unterstützung verbesserte, sind die Bauern Tigrays immer noch bedürftig und von Hunger gezeichnet. Auf winzigen, an Steilhängen gelegenen Feldern betreiben sie mit Ochs und Pflug Landwirtschaft für den Eigenbedarf. Kinderarbeit gehört hier zum Alltag, der Zugang zu sauberem Trinkwasser und Elektrizität ist Luxus.

Aksum in Tigray ist das Haupttourismusziel in Äthiopien, das so viele UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten vorzuweisen hat wie kein anderes Land Afrikas. Die Stelen von Aksum gehören hierbei zu den faszinierendsten Stätten. Aber auch Gonder gilt mit dem Palast Fasiladas und der Debre-Birhan-Selassie-Kirche als Sensation einer jeden Kulturreise durch das Hochland Äthiopiens.

Auf der Halbinsel Zege befinden sich noch die beiden Klöstern Ura Kidane Mehret und Bete Maryam. Auch sie sind Zeugen für die lange Geschichte des Christentums in Äthiopien. Die Bilder betender Mönche in den von der Morgensonne durchlichteten äußeren Rundgängen der beiden Klöster begleiten jeden Besucher noch lange nach dem Aufenthalt

Welche Bedeutung der christliche Glaube auch für die einfache Bevölkerung hat, kann man in Lalibela erfahren. Die Kirchen liegt mehr als 2.500 Meter hoch. Es sind noch wenige Tage bis zum Weihnachtsfest, das gemäß des äthiopisch-orthodoxen Kalenders erst am 7. Januar unseres Kalenders begangen wird. Doch schon jetzt haben sich hier tausende Gläubige aus dem ganzen Hochland versammelt, die auf Grünflächen mitten in Lalibela lagern.

Lalibela ist über die Grenzen hinweg bekannt für seine vor 800 Jahren in den Fels geschlagenen Kirchen. Allein im Stadtgebiet sind zwölf davon verstreut. Der Blick auf die Bet-Giyorgis-Kirche ist atemberaubend. Über eine enge Felsrinne führt der Weg nach unten in das Innere der Kirche. Dort kauert ein Mönch und segnet die Gläubigen, die in großer Menge in das Gebäude drängen.

Der Höhepunkt der Reise durch das Abessinische Hochland jedoch ereignet sich an einem frühen Sonntagmorgen, eine Woche vor dem äthiopischen Weihnachtsfest. Die wenigen Europäer der Reisegruppe gesellen sich um vier Uhr morgens in der größten Felsenkirche Bet Medhane Alem zu den hunderten äthiopischen Gläubigen und dürfen einer feierlichen, von Gesängen beseelten Sonntagsmesse beiwohnen. Bei Sonnenaufgang klettern sie über den Rand der Felsenkirche. Tief unten knien Männer und Frauen in Gebete versunken im Schein von Kerzen an den Felswänden. Ein intensiver Moment – so etwas erlebt man nur in Äthiopien.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Äthiopien, Kirchen, Klöster, Christentum, Judentum, Glaube, Hunger, Tigray, Lalibela, Aksum, Gonder, UNESCO, UNESCO-Weltkulturerbe, Weihnachten