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Uganda: 8. März Weltfrauentag – „Afrikas Feminismus in der Krise“

Meldung vom 09.03.2018

Am 8. März wird der alljährliche Weltfrauentag begangen. Immer wieder ein Grund, die aktuelle Lage der Frauen in den jeweiligen Ländern zu beleuchten. Wie geht es beispielsweise Frauen in Uganda derzeit? Erst kürzlich ging ein Skandal durch die ugandischen Medien: Ein Foto brachte das ganze Ausmaß sexueller Belästigung in Uganda auf den Punkt. Am Grab des verstorbenen, 69-jährigen Professor Lawrence Mukiibi drängten sich knapp hundert Kinder. Die Trauernden waren sichtlich bestürzt: Über 100 Kinder soll der Direktor einer Privatuniversität mit seinen Studentinnen in die Welt gesetzt haben. Sex gegen gute Noten – so lief wohl der Betrieb in der Bildungsstätte ab.

Seitdem wird das Thema sexuelle Ausbeutung in Uganda wieder aufgerollt. Das kleine Land in Ostafrika hatte in Sachen Gleichberechtigung lange Zeit eine Pionier-Stellung in Afrika inne. Als der heute 72-jährige Präsident Yoweri Museveni 1986 als Anführer seiner Nationalen Widerstandsbewegung (NRM) die Macht ergriff, kämpften in den Reihen seiner Guerilla zahlreiche Frauen. Die NRM wollte nicht nur das Land von den Diktatoren erlösen, sondern auch die Frauen vom Patriarchat – so zumindest die offizielle NRM-Richtlinie.

In der Verfassung von 1995 wurde Folgendes verankert: Jeder Wahlbezirk soll auch von einer Frau repräsentiert werden. Mindestens 30 Prozent der Abgeordneten sollen aus Frauen bestehen. Tatsächlich ist derzeit eine Frau Parlamentssprecherin in Uganda, nach Präsident und Ministerpräsident immerhin die drittwichtigste Position im Staat. Doch grundsätzlich sieht die Realität anders aus.

Allein im vergangenen Jahr wurden unweit der Hauptstadt Kampala über 20 Frauen-Leichen in Sümpfen und auf Äckern entdeckt, alle verstümmelt. Die Täter sind bis heute auf freiem Fuß. Polizeichef Kale Kahiyura kommentierte, die Ermordeten seien Prostituierte gewesen – also leichte Beute für Gewalttäter. Da wurde einem nahegelegt, die Frauen seien quasi selbst verantwortlich.

Die Morde sind nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Die Diskriminierung ist verwurzelt bis in die Tiefen der Gesellschaftsstruktur: Laut einer gemeinsamen Studie von Frauenrechtsorganisationen ist die Müttersterblichkeit weiterhin sehr hoch: Durchschnittlich sterben 16 Frauen pro Tag während der Geburt ihres Kindes. Eine Umfrage in knapp 3.000 Organisationen – von der Gewerkschaft bis hin zur Kirche – ergab 2014 folgendes Resultat: 90 Prozent der Frauen sind sexueller Belästigung am Arbeitsplatz oder im gesellschaftlichen Leben ausgesetzt.

Ein staatlicher Gesundheitsbericht von 2011 hält fest: Rund 30 Prozent von Frauen zwischen 15 und 50 Jahre sind Opfer häuslicher Gewalt. Auf der globalen Rangliste vom UN-Kinderhilfswerk Unicef nimmt Uganda einen schlechten Platz ein: 40 Prozent der Mädchen landen vor ihrem 18. Lebensjahr in einer Zwangsehe. In armen Familien muss man mit einer weitaus höheren Dunkelziffer rechnen. Grund genug, dass Ugandas Frauenrechtlerinnen wieder Alarm schlagen.

Sylvia Tamale hat sich eine einflussreiche Position als Professorin und erste weibliche Dekanin der berühmten ugandischen Staatsuniversität Makerere gesichert. Sie wird als eine der tonangebenden Feministinnen des Kontinents geschätzt. An einem Samstagnachmittag hält sie einen Vortrag in den Maisha-Gärten, auf einem Hügel über dem gigantischen Victoria-See. Rund 30 Frauen und auch einige Männer haben sich eingefunden, um ihren Vortrag über „Afrikas Feminismus in der Krise“ anzuhören.

Sie ist eine souveräne Rednerin. Wenn sie in Fahrt gerät, kann man sich vorstellen, dass selbst der älteste Diktator des Kontinents den Kopf einzieht. Ihre Kritik richtet sich aber nicht vorrangig an die Patriarchen, sondern die Frauen in mächtigen Positionen müssen sich an die eigene Nase fassen. „Jetzt haben wir schon 30 Prozent Frauen im Parlament und sie knien alle nieder und preisen den Präsidenten“, ärgert sie sich lautstark. Gesetze, die hingegen die Frauenrechte verbessern sollen, liegen vergessen in den Schubladen der Bürokratie. Brach liegt beispielsweise ein Ehegesetz, das Ugandas Ehefrauen endlich ihre von der Verfassung gegebenen Rechte – vor allem im Scheidungsfall – gewährleisten sollte. Das Parlament konnte sich nicht dazu durchringen, das Gesetz zu verabschieden. Eingebracht wurde es 2006, schaffte es aber noch nicht einmal bis zur zweiten Lesung. Erst 2012 wurde es erneut aufgeworfen, und weitestgehend abgeschmettert. Und nichts änderte sich für die Frauen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Wiener Zeitung“, wienerzeitung.at

Schlagwörter: Uganda, Weltfrauentag, Frauen, Gender, Gewalt, Opfer, Frauenrechte, Feminismus, Gleichberechtigung