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Kenia: Plätze wie Schwimmbäder – Nach jahrelanger Dürre plötzlich heftige Überschwemmungen

Meldung vom 30.04.2018

Nach zwei Jahren Dürre wird Kenia plötzlich von heftigen Regenfällen heimgesucht. Aber das ist auch nicht gut, die Wetterextreme schaden dem Land. Die plötzlichen Wassermassen vernichten Saat und Ernte. Nur ein paar junge Männer schlagen einen bescheidenen Profit aus den Fluten.

Der Staub hat sich in schlimmen Schlamm verwandelt. Nachdem Kenia zwei Jahr lang an großer Trockenheit litt, verwandeln nun anhaltende und schwere Regen das Land in einen Katastrophenzustand. Bei Einladungen mustern Kenianer nun erst mal den Himmel und sagen: „Ich komme, wenn das Wetter es zulässt.“ Waren die meisten zu Beginn der zu früh einsetzenden Regenzeit noch hoch erfreut, wünschen sie sich jetzt wieder den Sonnenschein. Den Wettervorhersagen zufolge lässt sich die Sonne aber vorläufig nicht blicken.

Vielerorts haben die Menschen mit heftigen Überschwemmungen zu kämpfen. Bis jetzt starben fünfzehn Menschen, eine Viertelmillion Menschen musste evakuiert werden. Ganze Dörfer sind untergegangen oder von Schlamm bedeckt. Viele Bauern mussten mitansehen, wie ihre Ernte verfault. Tiere haben zwar genug Gras und Wasser, aber jetzt drohen Krankheiten. „Wir bekommen von allem immer zu viel. Zu viel Sonne, zu viel Regen“, kritisiert ein Schafhirt.

An vielen Orten ist die Infrastruktur stark beschädigt. Die wichtige Straße, die von der Hafenstadt Mombasa ins übrige Kenia und auch in die ­Nachbarländer verläuft, ist nur noch teilweise passierbar.

Touristen, die das berühmte Naturschutzgebiet Masai Mara nahe der Grenze zu Tansania besuchen wollen, können zu dem Weltwunder nur noch mit dem Flugzeug gelangen. Auf halbem Weg zwischen der Hauptstadt Nairobi und der Masai Mara ist schon zweimal ein 40 Meter langer Straßenabschnitt unter tiefem Schlamm begraben worden. Eine italienische Besucherin, zurück von ihrer Safari, berichtet: „Ich bin sechsmal in der Masai Mara gewesen, aber noch nie habe ich sie so grün gesehen. Jedenfalls mangelt es den wilden Tieren nicht an Futter.“

Selbst im Nairobi-Nationalpark müssen die Behörden regelmäßig mit dem Traktor ausfahren, um zu abenteuerlustige Besucher aus dem Schlamm zu bergen. Auch die Hauptstadt wird von Überschwemmungen heimgesucht. Kreisverkehre erinnern hier mittlerweile an Schwimmbecken. Dort kommen nur noch Geländewagen vorwärts.

Zumindest in den besseren Stadtteilen Nairobis schlagen sich die Menschen so durch. Doch der größte Teil der Metropole muss sich schon im Normalfall auf schlechten Straßen durchquälen, von denen ein Teil nun für Autos wie Fußgänger völlig unpassierbar geworden ist. Die Kanalisation war sowieso schon ein großer Schwachpunkt in Nairobi, aber jetzt ist sie auch noch überschwemmt. „Exkremente schwimmen bei mir durch die Straße“, meldet eine Sekretärin aus der Hauptstadt. Sie erklärt, dass sie deshalb nicht zur Arbeit habe gehen können. „Es wird mich nicht wundern, wenn eine Cholera-Epidemie ausbricht.“

Die Bewohner der Stadt laden ihren Frust in den sozialen Medien ab, vor allem beschimpfen sie Nairobis Gouverneur Mike Sonko. Der bei der Jugend beliebte Politiker wird beschuldigt, falsche Prioritäten zu setzen. „Statt mit allen Mittel diese Stadt aus dem Schlamm zu ziehen, schickt er Mopedtaxifahrer nach Ruanda, damit sie dort lernen, wie man sich im Verkehr benimmt“, kritisiert ein Mann aus Nairobi wütend auf Face­book. Mopedfahrer und Busfahrer werden als notorisch schlechte Verkehrsteilnehmer angesehen, die die meisten Unfälle in dem Land auf dem Gewissen haben.

Das kenianische Rote Kreuz bemüht sich, das Chaos zu mildern, aber ist überfordert von der großen Zahl notleidender Menschen. „Mit dem Regen und den Pfützen kommt Malaria. Wir fürchten, dass die Zahl der Todesopfer dieses Jahr enorm ansteigen wird“, meldet der Rote-Kreuz-Chef Abbas Gullet. Die Regierung bietet wenig Unterstützung an. Sie hat mit hohen Staatsschulden zu ringen – und nun sind auch noch hohe Kosten für die Wiederherstellung der Infrastruktur zu erwarten.

Nur ein paar Menschen haben sich die Überschwemmungen zunutze gemacht und eine neue Einnahmequelle erschlossen: Arbeitslose junge Männer, die sich an strategischen Standorten der überfluteten Straßen aufstellen. Sie tragen für 10 Cent hilflose Passanten auf die andere Seite. Wer ungefähr 2 Euro berappen kann, bekommt auch sein Auto durch den Schlamm geschoben.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

Schlagwörter: Kenia, Überschwemmungen, Wetter, Wetterextreme, Regen, Niederschlag, Dürre, Klima, Klimawandel, Nairobi, Infrastruktur, Fluten, Exkremente, Cholera, Kanalisation