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Uganda: Das Aus für Dreckschleudern aus Europa

Meldung vom 14.06.2018

Afrikas Straßen sind überfüllt mit alten Import-Autos, ihre Abgase tragen wesentlich zur Luftverschmutzung in den Metropolen bei. Uganda will dem nun einen Riegel vorschieben und strengere Regeln für die Einfuhr von Gebrauchtwagen aufstellen – auch, um den Weg für eine eigene Industrie zu ebnen. Doch das ist noch Zukunftsmusik.

Gerald Mukisa steht unter Zeitdruck: „Nächstes Jahr kann ich mir kein neues Auto mehr leisten“, glaubt der Ugander, der sich bei einem Gebrauchtwagenhändler umsieht. „Also muss ich jetzt eins kaufen, bevor die Regierung die Einfuhr alter Autos verbietet“. Uganda hat vor, den Import von Autos, die älter als acht Jahre sind, zu verbieten.

Bisher führt das Land pro Monat schätzungsweise 4.000 Autos ein. „Wenn die Autos in Uganda ankommen, sind sie im Schnitt schon älter als 15 Jahre“, weiß Rob de Jong. Er ist für den Bereich Transport und Mobilität beim Umwelt-Programm der Vereinten Nationen (UNEP) mit Sitz in Kenias Hauptstadt Nairobi verantwortlich.

Es gibt eine große Nachfrage nach importierten Gebrauchtwagen in Afrika, sagt de Jong: „Wir gehen davon aus, dass 1 bis 1,2 Millionen Gebrauchtwagen pro Jahr nach Afrika kommen“. Seine Kollegin Ariadne Baskin hat die Handels- und Transportwege der Gebrauchtwagen recherchiert. „Die meisten Autos gehen nach Westafrika, vor allem nach Benin und Nigeria, gefolgt von Ghana. Diese Autos kommen zum Großteil aus der Europäischen Union“, erklärt sie. Die Länder im Süden und Osten Afrikas, wie auch Uganda, beziehen ihre Autos eher aus Japan.

Dabei verfolgen die einzelnen afrikanischen Länder sehr unterschiedliche Strategien bei der Einfuhr von gebrauchten Autos. „Einige Länder haben die Einfuhr von Gebrauchtwagen komplett verboten, in anderen Ländern sind 95 oder 99 Prozent aller Wagen, die dort auf den Markt kommen, gebraucht“, sagt Rob de Jong. Zu den Ländern, die Gebrauchtwagenimporte grundsätzlich unterbinden, gehören Südafrika, Marokko und der Sudan. Doch ein komplettes Verbot hält das UNEP für übertrieben. Schon eine strenge Regulierung habe den gewünschten positiven Effekt, sagt Baskin und verweist auf den Inselstaat Mauritius. Dort wird ein Höchstalter von drei Jahren für importierte Gebrauchtwagen gestattet. „Dadurch hat sich die Anzahl der Elektro- und Hybrid-Autos im Land deutlich erhöht.“ Auch die Elfenbeinküste in Westafrika habe gerade eine Altersgrenze von fünf Jahren für importierte Gebrauchtwagen angeordnet.

Der Vorteil ist klar ersichtlich: „Diese Länder bekommen Autos, die relativ sauber sind, zu einem sehr guten Preis“, betont de Jong. „Ohne Regulierung werden die afrikanischen Länder als Schrottplatz für die Autos genutzt, die in ihren Ursprungsländern die Vorgaben nicht mehr erfüllen.“ Das mache die Fahrzeuge zu dauerhaften Umweltsündern und zu einer Gefährdung des Straßenverkehrs.

Die geplante Import-Beschränkung in Uganda soll nicht nur der Luftverschmutzung vorbeugen, sondern auch der Automobil-Industrie im eigenen Land aufhelfen. Seit 2007 kann Uganda mit Kiira Motors einen eigenen Fahrzeug-Hersteller vorweisen. Ugandas Makerere-Universität und die Regierung fördern die Firma, die Elektro-Fahrzeuge herstellen soll und bereits Ugandas ersten Solar-Bus erfunden hat. Andere Staaten in Subsahara-Afrika befinden sich auf einem ähnlichen Kurs, darunter Nigeria, Kenia, Ghana und Äthiopien.

Eine wirklich nennenswerte Automobilindustrie ist nur in Südafrika vorhanden, sagt Anthony Black, Wirtschafts-Professor an der Universität von Kapstadt. Südafrika verzichtet völlig auf Gebrauchtwagen. „Ohne diese Einschränkung hätte es unsere Industrie wesentlich schwerer“, unterstreicht Black. Denn der vereinfachte Import von Gebrauchtwagen verhindere ganz klar die Entwicklung einer eigenen Industrie.

Doch alleine mit einer strengeren Regulierung der Importe kann man keine Auto-Industrie florieren lassen, sagt Black: „Für afrikanische Länder ist das ein schweres Geschäft. Eine Auto-Industrie braucht eine starke Wirtschaft, da muss es um große Mengen gehen. In Afrika haben wir dagegen viele kleine Volkswirtschaften, die für sich gesehen keine attraktiven Märkte für Autos sind.“ Wenn sie jedoch an einem Strang ziehen würden, könnten sie attraktiv werden und Investoren anlocken.

Welchen Unterschied eine Altersbeschränkung für gebrauchte Import-Fahrzeuge machen kann, haben de Jong und sein Team in der Praxis in den jeweiligen Städten überprüft. Die Nachbarländer Kenia und Uganda beziehen beide über den kenianischen Hafen von Mombasa Gebrauchtwagen aus Japan, haben also eigentlich ganz ähnliche Bedingungen. Kenia dagegen hat das Alter gebrauchter Import-Autos auf acht Jahre eingeschränkt. „Auf den Straßen sehen sie den Unterschied“, berichtet de Jong. „In Kenia sind die Autos relativ neu, sie verbrauchen etwa acht Liter Benzin auf 100 Kilometern. Wenn Sie 50 Kilometer weiter fahren, über die Grenze nach Uganda, sind die Autos direkt älter, qualmen, und sie verbrauchen im Schnitt zwölf Liter auf 100 Kilometer.“ Mit der Maßnahme, in Uganda ebenfalls eine Altersgrenze von acht Jahren festzulegen, könne sich das ändern, sagt de Jong.

Die Sorge ugandischer Auto-Käufer, sie müssten ihren Traum vom eigenen Auto dann begraben, sieht er als nicht begründet: „Die Menschen kaufen dann vielleicht eher einen fünf Jahre alten Toyota Corolla anstatt eines zehn Jahre alten Mercedes. Aber sie können sich trotzdem noch ein Auto kaufen. Ein anderes zwar, vielleicht etwas kleiner, aber dafür sauberer und effizienter.“




Quelle:  „Deutsche Welle“, dw-world.de

Schlagwörter: Uganda, Autos, Auto-Industrie, Luftverschmutzung, Import, Import-Autos, Abgase, Dreckschleudern, Kampala, Verkehr, Umwelt, Umweltbelastung, Handel, Märkte, Abnehmer, Käufer, Import-Beschränkung, Altersgrenze