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Indien: 3 Monate Gefängnis für den, der mit einer Plastiktüte erwischt wird

Meldung vom 26.07.2018

Indien kämpft mit seinem Plastikmüll. Nun hat eine Stadt drastische Maßnahmen ergriffen, um das Plastik einzudämmen. Die 18-Millionen-Metropole Mumbai beispielsweise bestraft den Besitz von Plastiktüten. Damit will man den Müllbergen in der Stadt beikommen. Es regt sich aber auch Widerstand…

Reisende mit dem Ziel ins indische Mumbai sollten lieber auf Plastiktüten verzichten. Denn wer damit ertappt wird, der muss mit Strafen vom Bußgeld bis zur Gefängnishaft rechnen.

Der indische Bundesstaat Maharashtra hat Ende Juni Ernst gemacht und ein strenges Verbot der Einkaufstüten ausgesprochen. Seit Inkrafttreten der Verordnung sind bereits Tausende von Plastiksündern mit hohen Strafen belegt worden. Inspektoren der Ordnungsbehörden konfiszierten 1.507 Kilo Plastik und teilten Bußgelder in Höhe von umgerechnet einigen Zehntausend Euro aus. Mit dem Verbot ist die 18-Millionen-Stadt Mumbai die erste Großstadt in Indien, die dermaßen scharf gegen die Plastikmüllberge einschreitet.

Die Tüten-Inspektoren kann man an ihren dunkelblauen Uniformen erkennen, sie sind überall in der Stadt im Einsatz und halten Geschäftsleute, Passanten oder Einkäufer an, die noch Plastiktüten gebrauchen. Die erste Kontrolle zielte aber vor allem auf Läden, die noch Plastiktüten ausgeben. Selbst Firmen wie McDonald’s und Starbucks waren gegen die Strafen nicht gefeit. Der Strafkatalog ist vehement, er reicht von 5.000 Rupien (umgerechnet 62 Euro) für „Ersttäter“ bis hin zu drei Monaten Haft bei wiederholtem Tütengebrauch.

Der Metzger verpackt das Fleisch jetzt in Zeitungen. „Das ist eine gute Sache für den Umweltschutz, aber für uns ein großes Problem“, meint Maheshwar Pujari, ein Taxifahrer in Mumbai. „Wie sollen wir Lebensmittel einkaufen? Das Verbot trifft wieder mal nur die armen Leute.“ Gerade jetzt in der Regenzeit kann man Tüten mit nichts anderem ersetzen. Wie solle er sein Mittagessen mitnehmen und feuchtes Gemüse oder ein Huhn in einer Papiertüte herumtragen?

Pujari berichtet, dass er jetzt immer eine Stofftüte bei sich trägt. Der Metzger in seiner Straße verpacke das Lammfleisch neuerdings in alte Zeitungen – bei Starkregen herrscht allgemeine Ratlosigkeit. Von Geschäftsleuten und ­Ladenbesitzern sind bereits Beschwerden über die Inspektoren eingelaufen. Diese würden die allgemeine Verunsicherung über das Verbot missbrauchen, um von ihnen Geld zu ­erpressen.

Doch Mumbai lässt sich nicht beirren und hat auch die Plastikflaschen auf die Abschussliste gesetzt. Dutzende von Recylingautomaten sollten eingerichtet werden, die nach dem Einwurf einen Bon ausspucken – aber noch ist das nur ein Versprechen. „Die Behörden hatten 100 Automaten versprochen, aber unsere Anträge auf Aufstellung der Geräte hängen in der Luft“, meint Arvind Shah von der Firma Wild West Innovations, der Recylingautomaten auf öffentlichen Plätzen und vor Bahnhöfen vertreibt. Ohne die Automaten gäbe es keinen Fortschritt mit der Reduzierung der Plastikflaschen, glaubt Arvind Shah.

Der Einzel- und Großhandel in Mumbai kündigt mittlerweile Streiks an, sollte die Regierung auf dem Plastiktütenverbot bestehen – denn die Händler müssen den Zorn der Kunden über sich ergehen lassen. Die Gastronomie empört sich ebenfalls. Niranjan Shetty, Vorsitzender des Hotel- und Restaurant-Verbandes, kann dem Verbot zwar etwas abgewinnen. Er sagt jedoch: „Man hätte es aber nicht ausgerechnet in der Monsun-Zeit erlassen und Ausnahmen für bestimmte Händler erlauben sollen.“ Umweltexperten hätten ohnehin den Schwerpunkt auf die Wiederverwertung von Plastik gelegt. Stalin D. Vanashakti, Direktor eines in Mumbai ansässigen Umweltverbandes, stuft das Tütenverbot aber grundsätzlich als eine mutige Entscheidung ein. „Die Dinger müssen verschwinden. Es darf keine Ausnahmen geben. Aber es ist noch ein langer Kampf, und wir stehen noch am Anfang.“

Auch der Umweltaktivist Chinu Kwatra glaubt, ein Verbot sei schon lange nötig gewesen: „Millionen von Tüten ersticken unsere Meere und verschmutzen unsere Strände – sie vernichten die Artenvielfalt.“ An jedem Wochenende bemühe man sich, die Strände am Indischen Ozean von Plastikmüll zu befreien. „Doch kurz darauf sehen wir wieder den ganzen Plastikmüll im Meer“, kritisiert Kwatra.

Dabei ist Indien eigentlich ein Zwerg, was den Gebrauch von Plastik angeht. Im Durchschnitt werden in Indien elf Kilo Plastik pro Kopf und Jahr in Umlauf gebracht, in den USA sind es 109 Kilo. Aber das Problem ist trotzdem nicht unerheblich: Täglich ringt Mumbai mit 500 Kubikmeter Plastikmüll.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Stuttgarter Zeitung“, stuttgarter-zeitung.de

Schlagwörter: Indien, Plastik, Plastikmüll, Umwelt, Strafe, Mumbai, Recycling, Händler, Kunden, Müll, Tüten, Inspektoren