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Indien: Affenplage in Neu Delhi

 
Meldung vom 14.08.2018

In Indien herrscht eine Affenplage. Die frechen Tiere werden zunehmend zum Problem für die Menschen in den Städten: Sie verschaffen sich Zugang zu Häusern, klauen Essen, töten Kinder. Die Behörden haben keine Lösung für das Problem. Der Mensch selbst trägt Mitverantwortung an dieser Plage.

Affen auf den Häusern, Affen in den Häusern. Affen im Krankenhaus. Affen in den Schulen, Affen im Gerichtssaal. Affen überall. Sogar das höchste Gericht in der Hauptstadt Neu Delhi ist übersät mit Affen, die Juristen werden langsam wütend: „Bis ihr einen Plan habt, werden die Affen die Kontrolle in Delhi übernommen haben“, beschwerten sich die Richter kürzlich bei den Behörden.

Ein Polizist im Tis-Hazari-Gerichtsgebäude berichtet, er wage es nicht mehr, die Treppe hochzugehen, seit mehrere der allgegenwärtigen Rhesusaffen – eine Makakenart – sich dort eingenistet haben. „Sie verbreiten Angst und Schrecken unter den Anwälten und Richtern. Es ist absolutes Chaos.“ Einige Bewohner Neu Delhis versuchten, Gleiches mit Gleichem zu vergelten und hielten Langurenaffen, um die Makaken zu vertreiben. Weil die Haltung dieser Affen in Gefangenschaft aber untersagt wurde, sind nun die Spezialisten gefragt: Professionelle Affenschreier ahmen die schrillen Schreie der Languren nach, um die Rhesusaffen abzuschrecken.

Ravi Kumar, der so genannte Affenmann von Delhi, ist einer von ihnen. Er erläutert seine gewaltfreie – und religionskonforme – Methode zur Affenabschreckung folgendermaßen: „Wir schlagen oder fangen sie nicht gerne, sie sind schließlich die Armee des Gottes Hanuman.“ Viele Hindus glauben an diesen Affengott. Affen gelten als seine Nachkommen und werden von vielen umsorgt und gefüttert. Sie zu verschrecken sei die beste Strategie, sagt Kumar. „Den Affen wird kein Schaden zugefügt, und es löst das Problem.“

Doch die Regierung versucht auch andere Mittel. Mehr als 20.000 Rhesusaffen wurden in ein Schutzgebiet am Stadtrand ausgesetzt. Doch der Erfolg blieb aus. Die Makaken sorgen auch in ihrer neuen Umgebung für Unruhe. Das Schutzgebiet ist überfüllt, und die dort dick gefütterten Affen vermehren sich in atemberaubendem Tempo. Sie stehlen Essen, durchstreifen Wohnungen und verwüsten Geschäfte. Die Affenplage ist aber nicht nur nervenaufreibend, sie kann auch tödlich sein. Im Bundesstaat Odisha schnappte sich im April ein Affe vor den Augen von dessen Mutter ein Baby. Das Kind wurde später tot in einem Brunnen entdeckt.

Die aggressiven Affen sind nur eine Facette des zunehmenden Konflikts zwischen Mensch und Natur in Indien. Die Bevölkerungsexplosion im 1,3-Milliarden-Einwohner-Land und die industrielle Entwicklung haben zur Folge, dass sich die angestammten Lebensräume der Tiere immer mehr verkleinern: Berichte von Tigern oder Leoparden, die in Dörfer eindringen und Nutztiere reißen, hört man immer wieder. Elefanten zertrampeln ganze Kornfelder, Schlangen suchen ein neues Zuhause im nächstgelegenen Badezimmer.

Wildtiere und der Schutz der Wälder werden im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung völlig vernachlässigt, sagt Arinita Sandilya von der Umweltschutzorganisation Wildlife SOS. Diese Entwicklung geht dennoch auf Kosten der Menschen: Elefanten und Tiger töten laut Mayukh Chatterjee vom Wildlife Trust of India jedes Jahr etwa 500 Menschen. Durch Schlangenbisse kommen jährlich rund 55.000 Menschen ums Leben. Gleichzeitig sterben jedes Jahr etwa hundert Elefanten. Sie werden vom Zug gerammt oder verenden qualvoll in Elektrozäunen. Lynchmobs töten dutzende Leoparden. Die Großkatzen haben notgedrungen Zuckerrohrplantagen als ihren neuen Lebensraum erschlossen.

Von Wildschweinen bis zu Nagetieren, überall scheinen Mensch und Tier sich in die Quere zu kommen. Versuche, die „Problemtiere“ unter Kontrolle zu kriegen, zeigen bislang wenig Erfolg. In Neu Delhi haben die Affen in diesem Konflikt bislang das Sagen. „Wir fechten hier nicht nur rechtliche Kämpfe aus, wir müssen auch gegen diese Viecher kämpfen“, beschwert sich der Anwalt Anees Taj. Er sei bereits gebissen worden. „Sie werfen unsere Akten runter, stehlen Brillen, verschmutzen die Tische und greifen Leute an, die etwas zu essen haben.“

Die Regierung sei seit Jahren passiv, beklagt sich eine Anwältin. Seit 2001 geistere eine Petition durch die Institutionen, die Regierung konnte sich aber bislang nicht zu einer Entscheidung durchringen, welches Ministerium für die Affen zuständig ist. Nach Meinung von Suresh Chandra, dem Chef der Veterinärabteilung Delhis, existieren einfach zu wenig Affenfänger, trotz guter Bezahlung. Umliegende Bundesstaaten weigerten sich, ausgesiedelte Affen in ihrem Gebiet aufzunehmen, sagt Tarun Johri von der Forstbehörde. Es bleibe nur die Maßnahme, die Tiere zu sterilisieren.

Für Tierschützer wie Chatterjee liegt es oft an der Aggressivität der Menschen, dass dieser Konflikt sich verschärft. Tiere würden für Probleme in Regionen verantwortlich gemacht, die bisher die ihren waren, sagt er. „Wir sollten die Wälder wiederherstellen, damit die Tiere genug zum Fressen und Platz zum Leben haben“, betont auch Veterinär Suresh Chandra. „Die Lösung liegt darin, unser Handeln zu kontrollieren. Wir Menschen sind schuld.“


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Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ZDF“, heute.de

Schlagwörter: Indien, Affen, Affenplage, Tiere, Tierschutz, Lebensraum, Neu Delhi, Makaken, Wirtschaft, Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Städte, Verstädterung, Wildtiere, Religion, Affengott