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Sambia: 2.000 Nilpferde zur Jagd freigegeben

Meldung vom 30.10.2018

Angeblich um ein aus der Balance geratenes Ökosystem zu retten, sollen in Sambia tausende Nilpferde zum Abschuss freistehen. Artenschützer glauben den hehren Absichten der als hochgradig korrupt geltenden Regierung nicht.

Ausgerechnet der sambische Tourismusminister hat in der Hauptstadt Lusaka das geplante Blutbad in Aussicht gestellt. Sein Land gedenke in den nächsten fünf Jahren insgesamt 2.000 Nilpferde zur Tötung freizugeben, so Charles Banda. Der Grund: Die trägen, bis zu vier Tonnen schweren Dickhäuter, die sich besonders gerne im Luangwa-Fluss aufhalten, drohten auf Grund zu laufen, da der Wasserpegel wegen niedriger Regenfälle in den vergangenen Jahren so stark gesunken sei, dass der Fluss die große Zahl an Nilpferden nicht mehr bergen kann.

„Der Süd-Luangwa-Nationalpark hat eine Population von mehr als 13.000 Nilpferden“, meinte Banda, „die Gegend ist aber nur für 5.000 Nilpferde geeignet.“ Durch die vermeintliche Überbevölkerung stehen nun der Kollaps des Ökosystems und die Verbreitung von Milzbrand zu befürchten. Die Tiere könnten nämlich den Bacillus anthracis verbreiten und auch auf den Menschen übertragen. Die Kolosse aber in andere, wasserreichere Gegenden zu transportieren, sei schlicht zu teuer.

Hippopotamusse – der Begriff stammt von den griechischen Wörtern hippos (Pferd) und potamos (Fluss) ab – tummeln sich praktisch den ganzen Tag über im Wasser, um ihre empfindliche, ledrige Haut feucht zu halten. Erst in der Dunkelheit steigen die Grasfresser aus dem Wasser und begeben sich auf Nahrungssuche. Um Mensch und Tier das drohende Elend zu ersparen, müssten, so der Minister, die Tiere wohl oder übel getötet werden. Nach einer zweijährigen Schonzeit ist nun wieder die Jagdsaison eröffnet.

Artenschützer halten die Aussagen der Regierung für vorgeschoben. „Die sambische Nationalparkverwaltung hat weder wissenschaftliche Beweise vorgelegt, dass es zu viele Hippos und zu wenig Wasser gibt“, meint Will Travers von der britischen Artenschutzorganisation Born Free, „noch hat sie Milzbrandausbrüche, die durch Flusspferde ausgelöst wurden, nachweisen können.“

Zudem sei das Nilpferd vom Aussterben bedroht. In ganz Afrika habe man gerade noch 130.000 Nilpferde gezählt, das sei ein Drittel der Zahl, die es auf dem Kontinent noch an Elefanten gebe.

Insbesondere wegen der Zähne und des Nilpferd-Elfenbeins sind die Schwergewichte eine begehrte Jagdtrophäe. Travers betont: „Allein zwischen 2004 und 2014 wurden rund 60.000 Kilo Hippo-Elfenbein nach Hongkong verschifft.“ Doch die Käufer befinden sich nicht nur in Afrika. Zwischen 2006 und 2016 sollen alleine nach Europa 6.000 Nilpferdzähne ausgeführt worden sein.

Nicht zu Unrecht wurden die Nilpferde in die Rote Liste der Weltnaturschutzunion aufgenommen, so Travers. Born free hatte vor zwei Jahren die Öffentlichkeit alarmiert, als der kontrollierte Abschuss der Wildtiere bereits schon einmal auf dem Programm stand. Die Organisation konnte genug Druck machen, so dass das sambische Programm vorübergehend ausgesetzt wurde.

Dass der Regierung ausschließlich an die Umwelt denkt, glaubt auch Hyde Haguta nicht. Der sambische Journalist ist stellvertretender Vorsitzender des Media Institute for Southern Africa in Lusaka. „Die Regierung ist praktisch pleite und bekommt kaum noch Geld aus dem Ausland, seit der Internationale Währungsfonds Kredite gestoppt und europäische Länder wie Großbritannien, Finnland, Irland und Schweden Hilfszahlungen eingestellt haben.“ Der Hintergrund dafür: Die Regierung vertuscht die Staatsverschuldung und will keine Verantwortung dafür übernehmen, dass zuletzt rund 4,7 Millionen Dollar an britischem Steuergeld, das für die Armutsbekämpfung in Sambia gedacht war, in dunklen Kanälen versickerten.

Jetzt, glaubt Haguta, versuche die Regierung, aus den Nilpferden Profit zu schlagen. „Die Tiere wissen sich schon selbst zu helfen: Gibt es an einem Ort zu viele von ihnen, ziehen sie weiter und suchen sich eine andere Wasserstelle.“ Auffällig sei auch, dass die Regierung keineswegs plane, die Tiere selbst zu töten, sondern vorhat, die Lizenzen an professionelle Jagdfirmen zu verkaufen. Überall im Südluangwa-Nationalpark würden bereits Jagdcamps aufgestellt.

Der Nationalpark gilt neben den Victoriafällen als einer der Haupt-Touristenattraktionen Sambias. Er hat eine Fläche von rund 9.000 Quadratkilometern und wurde 1938 unter britischer Verwaltung zum Schutzgebiet erklärt. Dass mit der Jagd viel Geld in die Regierungs-Kassen fließt, ist kein Geheimnis. So hatte erst kürzlich die Lusaka Times von der südafrikanischen Firma Umlilo Safaris berichtet, die im Luangwa Valley Fünf-Tages-Touren organisiert. An jedem Tag dürften die Touristen ein Nilpferd erschießen und am Ende die Stoßzähne für sich behalten. Der Name der Safari sagt alles: „Nilpferd-Management-Jagd“, Kostenpunkt: 10.500 britische Pfund pro Person.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, faz.net

Schlagwörter: Sambia, Nilpferde, Artenschutz, Umwelt, Ökosystem, Abschuss, Jagd, Profit, Luangwa-Nationalpark, Safari, Jagdtrophäe, Nilpferdzähne, Nilpferd-Elfenbein, Naturschutz, Aussterben, Tiere, Tierschutz, Korruption, Regierung, Charles Banda