Indien: Mit Schlagstöcken auf den Uni-Campus

Meldung vom 08.01.2020

In Indien kommt es seit einigen Tagen zu flächendeckenden Protesten. Nach gewalttätigen Auseinandersetzungen auf einem Universitätscampus in Delhi haben sich landesweit Studenten zu Demonstrationen versammelt. Seit Wochen brodelt es an zahlreichen Universitäten des Landes, da ein neues Staatsbürgerschaftsrecht sowie die Anhebung der Studiengebühren für Unmut sorgen. Das neue Gesetz sieht vor, dass einige Religionsgruppen leichter die indische Staatsbürgerschaft erhalten dürfen als andere.

Die Attacke maskierter Schlägertrupps auf Studenten und Dozenten der renommierten Nehru-Universität in Delhi am Sonntagabend (05.01.2020) hat zu landesweiten Protesten und Solidaritätskundgebungen geführt.

In Mumbai, Bangalore und Kalkutta gingen am Montagabend tausende Studenten gegen die Gewalt auf dem Universitätscampus in Delhi auf die Straße. Ihre Kundgebung richtete sich gegen die angebliche Untätigkeit der Polizei und gegen die Regierung.

Am Sonntagabend waren mit Schlagstöcken und Eisenstangen bewaffnete Männer auf das eigentlich abgeriegelte und bewachte Gelände der Nehru-Universität in der indischen Hauptstadt gestürmt und hatten Studenten und Dozenten geschlagen und mindestens 30 verletzt.

Dies muss man als einen gezielten Angriff auf die regierungskritische Universität bewerten, sagte Yogendra Yadav, ein linker Politiker und Dozent für Sozialwissenschaften den Medien gegenüber: „Einer bewaffneten Bande wird erlaubt, auf das Universitätsgelände zu kommen. Die Polizei macht drei Stunden lang gar nichts, die können machen, was sie wollen. Und am Ende können sie unbehelligt abziehen. Nicht ein einziger wurde von der Polizei festgehalten. Das zeigt doch nur, dass das ein organisierter Angriff war, unter dem Schutz der Polizei. Wenn wir das zulassen, zerstört das die Grundlage unserer Demokratie.“

Die als liberal angesehene Eliteuniversität, zu deren Absolventen führende Politiker, namhafte Künstler und sogar ein Nobel-Preisträger zählen, spielt eine tragende Rolle bei den landesweiten Demonstrationen gegen das neue Staatsbürgerschaftsrecht der hindunationalistischen Regierung unter Premierminister Narendra Modi. Die Studentenvertretung der Universität bezichtigte einen rechten, der Regierungspartei nahestehenden Studentenverband der gewaltsamen Übergriffe.

Sargam Sharma, eine junge Absolventin der Jawarharlal Nehru Universität, kurz JNU, sagte dazu: „Die JNU wird attackiert, seit dieses Regime an die Macht gekommen ist. Die beschimpfen die Universität als anti-national und behaupten, die Universität wolle das Land zerstören. Wenn man dafür sorgt, dass Bildung nicht mehr für alle zugänglich ist, dann kommt es offensichtlich auch zu Gewalt. Und die Leute draußen sagen dann auch noch, die Gewalt sei gerechtfertigt.“

Seit Wochen kommt es an der JNU und zahlreichen anderen Universitäten im ganzen Land zu Unruhen, nicht nur wegen des neuen Staatsbürgerschaftsrechts, sondern auch wegen höherer Studiengebühren. An manchen Universitäten, u.a. an der JNU, sollen sie offenbar um das Doppelte angehoben werden.

Die führenden indischen Gewerkschaften kündigten einen landesweiten Generalstreik an, um sich gegen die Politik der Regierung zur Wehr zu setzen. Mehr als 60 Studentenvereinigungen haben sich dem Streik angeschlossen.


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Deutschlandfunk“, dradio.de