Global: Alles dreht sich ums Klima – 50. Weltwirtschaftsforum in Davos

 
Meldung vom 22.01.2020

Beim fünfzigsten Weltwirtschaftsforum und Davos dreht sich alles um den Klimawandel. Greta Thunberg hält eine ihrer zündelnden Reden: Für sie ist bisher nichts erreicht. Werden die Mächtigen der Welt einen neuen Kurs einschlagen?

Beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Skiort Davos wird bis Freitag mit rund 2.800 Teilnehmern gerechnet – davon allein 53 Staats- und Regierungschefs. Das Motto zum 50. Jubiläum des Forums lautet „Stakeholder für eine solidarische und nachhaltige Welt“: Klimawandel und nachhaltiger Kapitalismus sind also die Top-Themen.

Zu Beginn der Konferenz hatte die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg betont, das Klimathema sei derzeit sehr „heiß“. Dennoch seien noch keine Ergebnisse erzielt worden, da die globalen CO2-Emissionen bisher nicht reduziert worden seien. „Das Haus brennt weiter“, so Thunberg.

Christoph Schwennicke, Chefredakteur des Cicero, relativiert Thunbergs Aussagen: Zwar sei weltweit betrachtet noch nicht viel passiert, in Deutschland seien die CO2-Emissionen zuletzt aber deutlich gesunken. Doch Thunbergs Mission unterstützt der Redakteur: „Ich halte es für ein Privileg der Jugend, leidenschaftlich zu sein und mit heißem Herz zu agieren.“

Allerdings gibt es da auch Grenzen: „Jugendliche dürfen dieses heiße Herz haben, aber Politik braucht vor allem kühlen Verstand.“ Politik müsse kühl vonstattengehen und dürfe sich nicht von Emotionen antreiben lassen. Schwennicke nimmt in diesem Zusammenhang eine „Infantilisierung“ der Politik wahr. Diese Infantilisierung sei im Übrigen auch bei Erwachsenen zu beobachten, so Schwennicke mit Blick auf den US-Präsidenten Donald Trump. Dessen Politik-Stil und seine Kommunikation über soziale Medien wie Twitter seien ebenfalls stark infantil geprägt.

Trump hatte das Weltwirtschaftstreffen in Davos am Dienstag (21.01.2020) mit einer Rede eröffnet, das zentrale Thema Klimawandel dabei aber weitgehend außen vor gelassen. Stattdessen hob er die großen Errungenschaften der USA vor: Seine Präsidentschaft habe das Land gestärkt. Man erlebe in Amerika einen regelrechten Wirtschaftsboom, wie ihn die Welt noch nie gesehen habe. Zudem sei die Luftqualität in den USA so gut wie noch nie.

In den Medien wurde dann auch viel darüber berichtet, dass die beiden Antipoden Thunberg und Trump aneinander vorbeigeredet hätten. Trotz Trumps wenig zielführender Rede misst der Ökonom und Philosoph Johannes Wallacher den Gesprächen in Davos zwischen Politik und Wirtschaft einen großen Wert bei. Die Chancen, dass in Davos auch Fragen geklärt werden, die Substanz haben, sind Wallacher zufolge nicht schlecht.

Wenn große Finanzinvestoren mehr Anstrengungen fordern, um den Klimawandel einzudämmen, dann sei die kurzfristige Gewinnorientierung, die lange die Shareholder-Doktrin ausgemacht hat, offenbar nicht mehr das Maß der Dinge, meint Wallacher. „Hier beginnt momentan ein Umdenkungsprozess. Der ist noch lange nicht so weit, dass das morgen zum Ziel führt. Aber wir sehen, dass der Korpsgeist innerhalb der Wirtschaft aufbricht und einige anfangen, nachzudenken und neue Wege zu gehen.“

Die Organisatoren des Weltwirtschaftsforums jedenfalls wollen in diesem Jahr ihrem Motto besser entsprechen. So wurden Wegwerfprodukte im Kongresszentrum abgeschafft, an den Buffets kann man mehr Vegetarisches finden. Erstmals sollen darüber hinaus für das Kongresszentrum Solarenergie und Geothermie in Funktion treten. Außerdem errichtete die Gemeinde Davos einen neuen Bahnhof, damit die Gäste des Forums per Shuttlezug zum Kongresszentrum transportiert werden können. Im vergangenen Jahr waren die vielen mit Privatjets anreisenden Teilnehmer in die Kritik geraten.

Christoph Schwennicke vom Magazin Cicero meint aber, dass aktuell dennoch viele Privatjets auf dem kleinen Flughafen von Klosters auf ihre Passagiere warten. Es liege schon „eine gewisse Groteske oder Komik“ in der Tatsache, dass man mit Jets anreise und „sich dann von Greta Thunberg die Leviten lesen“ lasse.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Deutschlandfunk“, dradio.de