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Äthiopien: Ethnische Kämpfe erschüttern das Land

Meldung vom 20.07.2020

„Warte nicht auf die Hilfe von Fremden, einen Traum, der nicht wahr wird. Steh auf, sattle dein Pferd und kämpfe.“ Es sind Texte wie dieser, die Hachalu Hundessa in Äthiopien zur Vorbildfigur machten. Nun wurde der Sänger in der Hauptstadt Addis Abeba erschossen. Sein Tod stürzte die ostafrikanische Nation ins Chaos: Bewaffnete Banden machten die Straßen der Hauptstadt unsicher, ethnische Konflikte wurden ausgetragen, mindestens 239 Menschen kamen ums Leben. Das widerstrebt sehr dem Bild des wirtschaftlich erstarkenden Vorzeigelandes, als das sich Äthiopien gerne nach außen zeigt.

Die 109-Millionen-Nation beherbergt mehr als 90 verschiedene Ethnien. Da sind Spannungen vorprogrammiert. Semir Yusuf, Politologe am Institut für Sicherheitsstudien (ISS), nimmt mit Sorge einen wachsenden „ethnischen Nationalismus“ wahr. So würden einige Äthiopier nicht davor zurückschrecken, die Interessen ihrer Volksgruppe mit Waffen durchzusetzen – gegen andere Volksstämme und falls nötig gegen den Staat. Seit langem ist die Situation angespannt in Oromia, Heimat der Oromo-Ethnie. Sie ist zwar die größte Ethnie des Landes, seit Jahren kritisieren Menschenrechts-Experten aber ihre Unterdrückung durch die Machtelite in Addis Abeba.

Der Sänger Hachalu sang für die Freiheit der Oromo. Seine Ermordung gießt Öl ins Feuer der Aktivisten. Beobachter werfen dem Staatschef Abiy Ahmed vor, dass er zunehmend Gewalt anwende, um das Land wieder unter Kontrolle zu bekommen. Seit 2019 sollen Ordnungskräfte sich schwerer Menschenrechtsverletzungen schuldig gemacht haben, darunter „außergerichtliche Hinrichtungen, willkürliche Festnahmen und Folter“, so Amnesty International. Auch in der aggressiven Stimmung, die nach der Ermordung von Freiheitssänger Hachalu herrschte, wurden Websites gesperrt und Oppositionspolitiker inhaftiert.

Der äthiopische Erzbischof Abune Henok dagegen behauptet, die massive Gewaltserie mit 239 Toten sei nicht die Folge ethnischer Spannungen, sondern man habe es mit gezielten Angriffen auf orthodoxe Gläubige zu tun.

Es habe sich um eine koordinierte Aktion gehandelt, bei welcher die ethnische Identität nur als Vorwand gedient habe, erklärte Erzbischof Abune Henok, dessen Diözese in der Westarsi-Zone des Regionalstaates Oromia liegt. Scheinbar seien Feindseligkeiten von Islamisten gegenüber den Anhängern der orientalisch-orthodoxen Tewahedo-Kirche der Beweggrund für das Massaker.

Die am 29. Juni gegen 21.30 Uhr geschehene Ermordung des prominenten Sängers und Aktivisten Hachalu Hundessa hatte große Unruhen in dem Land bewirkt. Die Hintergründe konnten bislang noch nicht geklärt werden. Hundessa gehörte wie auch der Regierungschef und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed der Gruppe der Oromo an, welche zwar die größte ethnische Gruppe in dem ostafrikanischen Vielvölkerstaat darstellt, die sich aber benachteiligt fühlt. Der Musiker galt als Fürstreiter für die Rechte des Volkes, war zugleich jedoch auch Mitglied der orthodoxen Kirche.

Noch bevor die Nachricht der Ermordung Hundessas öffentlich verbreitet wurde, hätten bereits am Folgetag gegen 4 Uhr morgens vermummte Gruppen brutale Angriffe auf Christen in der Region durchgeführt, berichtete Erzbischof Henok. Er selbst vermute, dass die Aktion bereits zuvor geplant gewesen sei, auch da zu diesem Zeitpunkt die Öffentlichkeit keine Ahnung von dem Mord hatte. In den Unruhen der Folgetage Anfang Juli seien laut dem Geistlichen in seiner Provinz Arsi 19 Menschen, allesamt orthodoxe Christen, auf brutale Weise umgebracht worden – teils wurden sie in Stücke gerissen, gesteinigt oder zu Tode geprügelt.

3.362 orthodoxe Christen seien laut dem Erzbischof im Verlauf der mehrtägigen Angriffe vertrieben worden und hätten in Kirchen Schutz gesucht. Dabei seien jedoch auch Kirchen wie die Heilig-Erlöser-Kirche in Kokosa mitsamt allem Inventar zertrümmert und bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden. 493 Wohnhäuser, 934 Geschäfte, etliche Kliniken und vier Schulen und 72 Autos, die Henok zufolge allesamt Eigentum von Christen waren, seien zerstört worden. Besonders Menschen, die für ihre sozialen Dienste in der Kirche bekannt sind, waren Ziel der Übergriffe.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Katholischer Nachrichtendienst“, kath.net

Schlagwörter: Äthiopien, Massaker, ethnische Spannungen, Oromo, Ermordung, Sänger, Musiker, Hachalu Hundessa, Christen, Christen-Verfolgung, Minderheit, Islamisten, Aktivisten, Straßenkämpfe, Oromia, orthodoxe Christen, Abiy Ahmed