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Äthiopien: Kampf in Tigray wird zum Guerilla-Krieg

Meldung vom 23.12.2020

Obwohl Äthiopiens Staatsoberhaupt Abiy Ahmed den Sieg über das abtrünnige Bundesland Tigray proklamiert hat, wird dort erbittert weitergekämpft. Die Rebellen haben sich auf einen Guerillakrieg eingestellt – und auch Truppen aus Eritrea beteiligen sich an den Kämpfen.

Alem Hadush hat alles verloren, als die Granaten in der tigrinischen Stadt Wukro einschlugen, an deren Nordrand die berühmte Felsenkirche Wukro Chirkos steht. „Meine Frau war schwanger. Wir erwarteten unser erstes Kind. Jetzt sind beide tot“, berichtet er am Telefon. Nach Wochen lässt Addis Abeba wieder zu, dass Telefonverbindungen nach Tigray funktionieren. „Sie starb, als die eritreische Artillerie unsere Stadt beschoss.“

Alem schildert, wie eritreische Streitkräfte sechs seiner Freunde umbrachten, wie Einheiten aus dem Nachbarland Eritrea in viele Orte Tigrays einfielen und wahllos plündern. Berichte aus Tigray über brutal vorgehende Einheiten aus dem Nachbarland häufen sich. Tausende Tote hat der Krieg im Norden Äthiopiens bereits hervorgebracht. Mehr als 50.000 Äthiopier sind seit Beginn der Kampfhandlungen am 4. November in den Sudan ausgewichen.

Immer größer wird bei ausländischen Beobachtern die Sorge, dem Beginn eines Staatskollapses zuschauen zu müssen, der in der jüngeren Geschichte mit nichts vergleichbar wäre. Ein solcher Kollaps könnte einen Erdrutsch für alle Nachbarländer bedeuten.

Denn es gilt nicht nur mittlerweile als bestätigt, dass eritreische Truppen in Tigray mitmischen, es wurden auch kürzlich sudanesische Soldaten auf sudanesischem Gebiet von äthiopischen Truppen angegriffen. Der Konflikt hat also bereits die Nachbarländer erfasst. Entwicklungshelfern und Diplomaten nach haben sich den Kämpfen viele Tausend Soldaten aus dem benachbarten Eritrea angeschlossen. Aussagen von Augenzeugen bewahrheiten das.

„Am Dienstag brachten die eritreischen Streitkräfte 81 Zivilisten um, die sich in der Al-Nejashi-Moschee verschanzt hatten“, berichtet eine Frau aus der tigrinischen Stadt Negash am Telefon. Sie konnte dem Massaker entgehen und rettete sich nach über zehn Stunden Fußmarsch nach Mekele, der Hauptstadt Tigrays.

Für den äthiopischen Präsidenten Abiy Ahmed und Eritreas Präsidenten Isaias Afewerki ist die tigrinische Führungspartei TPLF ein Dorn im Auge. Sie verfolgen da gemeinsame Interessen. Abiy Ahmed versicherte am 9. Dezember dem UN-Generalsekretär António Guterres, er könne garantieren, dass keine eritreischen Truppen auf äthiopischem Territorium agieren würden. Die Nachrichtenagentur Reuters enthüllte allerdings kurz darauf, die US-Regierung wisse, dass eritreische Soldaten bereits Mitte November über die Grenzstädte Zalambessa, Rama und Badme in äthiopisches Gebiet einmarschiert seien.

Denn in Tigray wird erbittert weitergekämpft. Die äthiopische Armee, Einheiten aus Eritrea, Verbündete und Milizen aus der Nachbarprovinz Amhara gehen nach wie vor gegen Kämpfer der TPLF vor. Die Tigriner, die das Land lange äußerst autoritär regierten, sehen sich ironischerweise nun als die Speerspitze im Streit gegen eine zentralistische Regierung. Ihre Truppen haben sich in den Bergen verschanzt und formieren sich wohl für einen langwierigen Guerilla-Krieg. Immer mehr Zivilisten laufen den Rebellen zu.

Auch Alem Hadush, der 29-Jährige, der in Wukro Frau und Kind verlor: „Ich werde jetzt, wie viele andere junge Menschen aus Wukro, in die Berge gehen und mich den TPLF-Kräften anschließen“, bestätigte er am Telefon. Dieser Trend ist von der TPLF gewünscht. „Wir rekrutieren immer mehr junge Kämpfer, um unsere militärische Schlagkraft zu festigen“, sagte Weddi Gere, ein Mitglied des tigrinischen Militärs, der verdeckt weiter in den Städten eingesetzt ist, die die TPLF dem Feind überlassen hat, und der nur mit seinem Decknamen genannt werden möchte.

„Wir haben uns aus den Städten zurückgezogen und die Truppen in das Hochland verlegt, nachdem die äthiopische Armee angekündigt hatte, die Hauptstadt Mekele flächendeckend zu bombardieren.“ Man habe sich absichtlich zurückgezogen und zugelassen, dass Truppen der Regierung die Städte besetzten, um Schaden von den Zivilisten abzuwenden. Der Krieg scheint somit alles andere als beendet.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Äthiopien, Tigray, Rebellen, Abiy Ahmed, Krieg, Mekele, Bombardierungen, Eritrea, eritreische Soldaten, Bürgerkrieg, Guerilla, Berge, TPLF