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Südsudan: Von innen geplündert

Meldung vom 26.11.2021

Der jüngste Staat der Welt wird von seiner Führungs-Elite systematisch ausgeplündert. Das System ist hoch korrupt. Gelder werden abgezweigt, wo es nur geht, auf Kosten der armen Bevölkerung, die aushungert.

Dabei hat der Südsudan viel Hilfe von außen erhalten. „Aber wir sehen ein Land, das zehn Jahre lang von innen geplündert wurde. Ob es um Gelder geht, die für den Friedensprozess eingebracht wurden, oder um Erlöse aus dem Ölgeschäft – Korruption ist allgegenwärtig und offensichtlich. Gelder werden aus politischen Gründen abgezweigt und an weit verzweigte Interessen verteilt“, erklärt Welthungerhilfe-Landesdirektor Stefano Temporin.

Und in den Friedensverhandlungen sitzen immer wieder die gleichen uneinsichtigen politischen Akteure am Verhandlungstisch. Da herrsche „eine gewisse Müdigkeit, immer wieder dieselbe Elite in wiederkehrenden Gesprächsrunden zu unterstützen. Ewig kann das nicht so weitergehen“, betont Temporin.

Die Ursachen für die ethnischen Konflikte im Land werden aber nach Meinung von Beobachtern solange bleiben, bis ein großer Einschnitt geschieht und die beiden wichtigsten Führungspersonen im Staat, Präsident Salva Kiir und sein Vize Riek Machar, abtreten müssen. Diese beiden Figuren haben die ethnische Spaltung im Land extrem befördert: „Südsudan hat ein Stammessystem. Aber der Präsident und sein Vize haben das ethnische Element erst befeuert – auf einen nie dagewesenen Grad der Spannungen und Verbreitung von Waffen. Menschen und Gruppen werden in politische Machtkämpfe eingespannt und manipuliert, Konflikte schaukeln so immer wieder hoch – und verbunden mit der traditionellen Art und Weise, Rechnungen über Familienfehden zu begleichen, kommen bestimmte Gegenden nicht zur Ruhe, erklärt Temporin.

Die Regierung sitze es beispielsweise aus, wichtige Punkte des Friedens-Abkommens zu erfüllen. Gegenüber der internationalen Gemeinschaft werden immer wieder Ausflüchte für Verzögerungen gefunden. Mal sei es Corona, mal seien es Unruhen. Zum Beispiel würden die zur Verfügung gestellten Finanzen zur Bildung einer vereinigten Armee vorenthalten. Das führt dazu, dass viele ehemalige Soldaten, die zunächst zur Fortbildung in Kasernen waren, in ihre Dörfer zurückgingen, weil sie in den Kasernen noch nicht einmal eine Grundversorgung erhielten. Dort lassen sie sich von lokalen Milizen anheuern, die von Anführern mit politischen oder wirtschaftlichen Interessen gelenkt werden.

Auch das jetzige Justizsystem im Südsudan ist marode. Es geht darum, ein Justizsystem abzuschaffen, das hauptsächlich der aktuellen Regierung untersteht. Ein neuer Gerichthof sei notwendig, um auf höherer Ebene faire Prozesse und auch Kriegsprozesse zu gewährleisten.

Im Augenblick gibt es wenig Hoffnungsschimmer für den Südsudan. Das politische System ist sehr korrumpiert, und es reiche nicht, nur zwei Personen auszutauschen. Ein ganzes auf Korruption basierendes System hat sich über mehrere Jahre verfestigt, es hat überhaupt kein Interesse an Veränderungen. Stattdessen sind in diesen elitären Reihen alle mit Intrigen und Machenschaften beschäftigt, um an der Macht zu bleiben, oder sogar noch mehr Macht zu erlangen. „Und diejenigen, die den nötigen politischen Willen haben, scheinen bereit, dafür bis zum Äußersten zu gehen. Das ist also keine gute Voraussetzung, um Hoffnung in diese Wahlen zu setzen. Und natürlich sind die Wahlen jetzt verschoben worden von dem Jahr 2022 auf 2023 – oder sogar 2024. Es sind also noch Jahre bis dahin“, meint Temporin.

Derweil herrscht im Südsudan eine drastische Hungerkrise. In diesem Jahr geht man von 8,2 Millionen Menschen in Not aus, das macht etwa drei Viertel der Bevölkerung aus. Die Armutsrate geht in die Höhe und die Ernährungssicherheit sinkt. 800.000 mehr Menschen sind 2021 auf Hilfe von außen angewiesen, vor allem auf Lebensmittel. 2020 waren es 500.000 Menschen mehr als im Vorjahr.




Quelle: „Welthungerhilfe“, www.welthungerhilfe.de

Schlagwörter: Südsudan, Korruption, Plünderung, Salva Kiir, Riek Machar, Elite, ethnische Konflikte, Machtkämpfe, Friedensabkommen, Wahlen, Familienfehden, Stammessystem