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Haiti: Unrecht und Anarchie breiten sich aus

Meldung vom 15.08.2022

Die Welt wird von derart vielen Krisen erschüttert, dass Haiti und die verzweifelte Lage der Zivilbevölkerung dort einfach unter den Tisch fällt. Doch die Menschen dort sind jeden Tag der Gewalt und Anarchie, Misswirtschaft und Korruption ausgeliefert. Und keiner mehr will dem gescheiterten Staat die Hand reichen.

Die Zahlen sind alarmierend: In der Cité Soleil, einem Armenviertel von Haitis Hauptstadt Port-au-Prince, sind in nur zehn Tagen im Juli 2022 rund 470 Personen, meist Frauen und Kinder, in Bandenkriegen gestorben. Viele von ihnen wurden gefoltert, vergewaltigt, enthauptet oder lebendig verbrannt. Bulldozer begruben die Slumhütten unter sich, und bis an die Zähne bewaffnete Jugendliche, die rivalisierenden Banden angehörten, feuerten auf alles, was sich bewegte.

Es sind die Einzelschicksale, die von der jetzigen Situation am meisten sprechen: Jona, eine alleinerziehende, minderjährige Mutter, konnte in letzter Sekunde entkommen, doch ihr Baby wurde von Kugeln durchsiebt, und sie verscharrte es in einer Schachtel am Strand.

Die Kämpfer waren und sind besser bewaffnet als die Polizei, und die Ausschreitungen überzogen das Stadtzentrum und sogar den Regierungspalast. Zudem brachten sie die Zentralbank und das mit Straftätern überfüllte nationale Gefängnis Pénitentiaire National in ihre Gewalt. „Wenn das hier nicht die Hölle ist, wo ist sie sonst“, ruft eine Anwohnerin, aber die internationale Gemeinschaft ignoriert die Not, denn derzeit hat der Ukraine-Krieg weit mehr Tote zur Folge.

Die Regierung hat in Haiti ihre Handlungshoheit verloren, die Macht haben kriminelle Banden an sich gerissen, die Durchgangsstraßen beherrschen und die Armenviertel als Lager für Waffen und Drogen, als Gefängnisse für Geiseln und zum Rekrutieren von Kindersoldaten zweckentfremden.

Die Polizei ist nur allzu oft korrumpiert, und wer sich weigert, Wegzölle oder Bestechungsgelder zu entrichten, und ins Visier einer Gang namens G9 oder GPEP gerät, hat sein Leben verwirkt. Deren Anführer, allen voran Jimmy Chérizier alias Barbecue, scheuen sich nicht vor triumphalen Fernseh-Auftritten, geben hemmungslos Interviews, protzen mit ihren Siegen und vergleichen sich mit den Vorkämpfern der Sklavenbefreiung und der Unabhängigkeit.

Der Alltag in Haiti ist nicht mehr auszuhalten. Ein Beispiel: Emily, eine Hausangestellte, kaufte mit ihren Ersparnissen ein Grundstück in Croix-des-Bouquets und baute sich ein kleines Haus, das jedoch nach der Fertigstellung sofort in Schutt und Asche gelegt wurde bei Kämpfen um die Kontrolle der Straße nach Port-au-Prince. Und ihre Nichte, eine hochbegabte Balletttänzerin, wurde von ihrem Verlobten mit Aids angesteckt und musste sterben, weil Medikamente gegen HIV unbezahlbar sind.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Neue Zürcher Zeitung, NZZ Online“, nzz.ch

Schlagwörter: Haiti, Anarchie, Gewalt, Slums, Banden, Gangs, Polizei, Regierung, Zivilisten, Port-au-Prince, Entführungen, Bestechungsgelder, Wegzölle, Korruption