Äthiopien: UN-Generalsekretär verlangt Waffenruhe in Tigray

Meldung vom 17.10.2022

In der Region Tigray im Norden Äthiopiens lodern erneut Gefechte auf. Die Situation gerät außer Kontrolle, denn nun droht eine Hungersnot. Doch wegen der anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen kommen keine Hilfslieferungen mehr zu den Notleidenden durch. Der Vorsitzende der Afrikanischen Union und UN-Generalsekretär Guterres rufen die Kriegsparteien nun erneut und nachdrücklich zu einem Waffenstillstand auf.

Wegen der anhaltenden Kämpfe in der äthiopischen Region Tigray hat auch der Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union, Moussa Faki Mahamat, sich eingeschaltet und bittet die äthiopische Regierung und die Truppen in Tigray, sich auf einen Waffenstillstand ohne Vorbedingungen einzulassen. Es sei wichtig, dass die Menschen vor Ort wieder an Nahrung kämen.

Die Truppen in Tigray nahmen den Aufruf positiv auf. „Wir sind bereit, uns an eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten zu halten“, teilten sie in einer Erklärung mit. Die äthiopische Regierung zeigte bislang noch keine Reaktion.

In dem Krieg geht es um die Frage, wer in Tigray an der Macht ist: die Zentralregierung in Addis Abeba oder die in der Region verwurzelte Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF). Im Streit um Regionalwahlen und mehr politische Unabhängigkeit waren ab November 2020 die nationalen äthiopischen Streitkräfte und die mit ihr verbündeten Truppen aus dem Nachbarland Eritrea in die Region einmarschiert, wurden dann aber zurückgedrängt.

Bereits am Samstagabend (15.10.22) hatte ein Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres bekannt gegeben, dieser sei zutiefst besorgt über die Eskalation der Kämpfe. Guterres verlangte, dass die Gefechte sofort eingestellt werden.

Samantha Power, die Leiterin der US-Behörde für Internationale Entwicklung, wandte sich an die eritreischen Truppen mit der Bitte, sich aus Tigray zurückzuziehen. Auch sie drängte die Beteiligten dazu, einen Waffenstillstand zu schließen. Bis zu eine Million Menschen in der Region schlitterten in eine Hungersnot, schrieb Power bei Twitter.

Die Gefechte werden fortgeführt, obwohl die Kriegsparteien sich zu Verhandlungen bereit erklärt haben. Ursprünglich sollten Anfang des Monats Friedensgespräche unter Führung der Afrikanischen Union stattfinden. Aus logistischen Gründen wurden diese aber verschoben.

Bereits im März hatte man sich auf einen Waffenstillstand verständigt, um dringend nötige Hilfslieferungen für die Menschen in Tigray zu ermöglichen. Im August loderten die Gefechte allerdings wieder auf. Seitdem ist der Krieg erneut in vollem Gange – anscheinend noch erbitterter als in der ersten Phase. Die Zahl der seit Kriegsbeginn getöteten Soldaten schnellt rapide in die Höhe.


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ARD-Nachrichten online“, ard.de