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Philippinen: 1 Jahr Regierungszeit des Diktatorensohns Marcos Jr.

Meldung vom 18.07.2023

Ferdinand Marcos ist seit einem Jahr Präsident der Philippinen. Ängste, dass mit ihm die Demokratie zugrunde gehe, haben sich nicht bewahrheitet. Begründet sind sie dennoch.

Victoria Herrera erinnert sich noch daran, was sie dachte, als sie vor einem Jahr mit ansehen musste, wie in den Philippinen der neue Präsident sein Amt antrat: „Hab‘ ich das nicht schon einmal gesehen, vor sechs Jahrzehnten?“ Die ältere Dame kann nicht anders als ungläubig zu lachen.

1965 war Herrera ein kleines Mädchen, heute führt sie die Ateneo Art Gallery, eines der wichtigsten Kunstmuseen des Landes. „Wir zeigen hier viele kritische Kunstwerke von damals, aus der Zeit der Marcos-Diktatur“, betont sie und führt durch das Museum. Über dem Rundgang durch Bilder und Skulpturen wabert die Frage: Ist so eine dunkle Ära jetzt erneut zu befürchten?

Die Parallelen von damals und heute lassen sich schnell in Worte fassen: Am 1. Juli 2022 wurde Ferdinand Marcos Junior zum Präsidenten der Philippinen gewählt. Er ist der Sohn von Ferdinand Marcos Senior, der das Land ab 1965 im Griff hielt – 14 Jahre davon als Diktator. Bei einem Volksaufstand 1986 wurde die Familie Marcos, die bis dahin ein Vermögen in Höhe mehrerer Milliarden US-Dollar beiseitegeschafft hatte, schließlich aus dem Land gejagt. Die daraufhin verabschiedete demokratische Verfassung sollte ein neuerliches Abrutschen in eine Diktatur für immer verhindern. Doch seit einem Jahr gibt es wieder einen Ferdinand Marcos auf dem „Thron“.

Die Wahl im Frühjahr 2022 konnte der 65-jährige Marcos Junior sehr klar für sich entscheiden – im Wahlkampf hatte er den Menschen versichert, die Menschenrechte wahren zu wollen. Kritische Stimmen im Land ließen sich davon nicht einlullen.

Denn von den Verbrechen des Diktators Marcos Senior – unter dessen Regierungszeit 70.000 Menschen verhaftet, 2.000 gefoltert und 3.500 getötet wurden – hat sich der Junior nie politisch distanziert. Er würdigt ihn sogar bei jeder Gelegenheit, ließ bei seinem Amtsantritt Sätze verlauten wie: „Er hat Dinge geschafft. Und so wird auch sein Sohn sein.“

Dass sich der Präsident der Philippinen in den Fußstapfen eines Diktators sieht, macht viele im Land unruhig. Victoria Herrera, die einst aktiv in der demokratischen Opposition gegen das Regime von Marcos Senior war, ist eine von ihnen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Der Tagesspiegel“, tagesspiegel.de

Schlagwörter: Philippinen, Ferdinand Marcos Jr., Marcos-Clan, Ferdinand Marcos, Diktator, Diktatur, Menschenrechte, Demokartie, Wahl