Uganda: Ist der Kaffee noch zu retten?

Meldung vom 25.07.2024

Von unserem Alltag kaum wegzudenken: Cappuccino, Espresso, Latte Macchiato und Co. Wir halten den täglichen Kaffee für selbstverständlich, und doch bedroht die Klimakrise bereits stillschweigend die weltweite Kaffeeproduktion. Die neue Kaffeesorte „Liberica“ könnte die Rettung bedeuten – eine wiederentdeckte wilde Art.

Ob zu Hause, im Büro oder im Café: Kaffee ist nach Wasser das Lieblingsgetränk der Deutschen, acht von zehn Erwachsenen genießen ihn täglich oder mehrfach die Woche. Weltweit stoßen die aromatischen Bohnen auf steigenden Absatz. Doch die wachsende Nachfrage wird bald mit einem sinkenden Angebot konfrontiert werden.

Die Agrarökonomin Sophie von Loeben ist nach Uganda gekommen. Sie und ihr Team vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung wollen die Erfahrungen von den Kaffeefarmerinnen und -farmern hören. 1,8 Millionen Menschen betreiben in dem ostafrikanischen Land Landwirtschaft mit der beliebten Bohne, und ihre Lebensgrundlage ist in Gefahr.

Denn die Klimakrise zeichnet sich bereits mit Folgen ab: Dürren, Starkregen und Schädlingsbefall greifen um sich. Es kommt zu Ernteausfällen bei den handelsüblichen Kaffee-Arten „Arabica“ und „Robusta“. Die Forscherin sagt: „Anhand von Kaffee lassen sich so gut wie an kaum einer anderen Nutzpflanze die Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft im globalen Süden erzählen - und warum wir Anpassungen brauchen.“

Einige wissenswerte Fakten über den Kaffee: Obwohl über 130 wilde Kaffee-Arten bekannt sind, werden nur zwei auf dem Weltmarkt veräußert: 57,5 Prozent der Produktion besteht aus der beliebten Arabica, gefolgt von Robusta-Kaffee mit 42,5 Prozent. Die Sorte Liberica kommt nur auf ein Prozent des weltweit angebauten Kaffees und wird eher untergemischt, da es bislang keine Nachfrage gibt. Nur 5 Prozent des Kaffees in Deutschland sind mit dem Fairtrade-Siegel versehen. Für eine einzige Tasse Kaffee werden durchschnittlich etwa 130 Liter Wasser benötigt – fast eine Badewanne voll.

Pro Tasse verpuffen 80 g klimaschädliche Treibhausgase in die Atmosphäre – so viel wie bei einem halben Kilometer Autofahrt. Deutschland belegt den Rang als weltweit zweitgrößter Importeur von Rohkaffee, nach den USA. Beim Export von Kaffee-Produkten hat sich Deutschland sogar als Weltmeister etabliert. Das Einkommen der Bäuerinnen und Bauern, die auf den rund 12,5 Mio. Kaffee-Farmen arbeiten, liegt in acht der zehn wichtigsten Anbauländer an oder unterhalb der Armutsgrenze.

Das größte Hindernis für die Zukunft des Kaffees: Arabica und Robusta gedeihen nur in einem bestimmten Teil der Erde, dem sogenannten Kaffeegürtel, der sich rund um die Welt entlang des Äquators erstreckt. Kaffeepflanzen sind angewiesen auf ein stabiles tropisches Klima. Und die Menschen vor Ort bekommen zu spüren: Das ändert sich gerade drastisch. Bis 2050 droht der Klimawandel der Hälfte der Region so zuzusetzen, dass sie für den Anbau nicht mehr tauglich ist.

Von Loebens Kollege, David Abigaba meint: „Das hat nicht nur Folgen für Kaffeetrinker, sondern auch für das Ökosystem als Ganzes.“ Einerseits boomt die Nachfrage nach Kaffee, gleichzeitig aber schrumpfen geeignete Anbauflächen, sagen die Prognosen. Menschen, deren Existenz vom Kaffeeanbau abhängt, könnten sich gezwungen sehen, in Naturschutzgebiete und Wälder vorzudringen, was ökologisch nicht gut wäre.

Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer in Uganda: Die robuste Sorte Liberica. Deshalb haben manche hier begonnen, die fast in Vergessenheit geratene Kaffeepflanze anzubauen: Die wilde Art Liberica entwickelt sich so, dass sie resistenter gegen Wetterextreme zu sein scheint. Der Farmer Davis Kuloba, Vater von acht Kindern, hat bereits gute Ergebnisse damit erzielt: “Liberica hilft mir, zu üüberleben.“ Dennoch müssen noch einige Hürden weggeräumt werden, bevor der Anbau so richtig losgehen kann: Besonders muss der Weltmarkt sich für die neue Kaffeesorte öffnen.


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ZDF“, heute.de