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Syrien: Neue Unruhen – Hetzjagd auf die Alawiten

Meldung vom 19.03.2025

Drei Monate nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien haben islamistische Kämpfer ein Blutbad unter hunderten Alawiten angerichtet. Der Übergangspräsident äußerte sich ungerührt – Beobachter befürchten eine ethnische Säuberung.

Medial werden sie kaum gehört, die dramatischen Hilferufe von Alawitinnen und Alawiten aus den Küstengebieten im Nordwesten Syriens. „Wir werden hier ausgelöscht“, sagt eine Frau aus dem Ort Dschabla. Auch eine andere Frau spricht in einer Sprachnachricht an die Medien von unermesslicher Furcht. „Wir können nicht essen, wir sind in unseren Häusern wie gefangen – haben Angst rauszugehen. Wer sich vor die Tür wagt, wird entweder getötet oder entführt. Wir können einfach nicht wissen, wer uns da erwartet.“

Drei Monate nach dem Sturz des Assad-Regimes haben islamistische Kämpfer übereinstimmenden Berichten zufolge Massaker an hunderten Zivilisten angerichtet. Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurden in der Küstenregion mehr als 1.300 Menschen umgebracht, darunter mindestens 830 Angehörige der alawitischen Minderheit.

Es ist der schlimmste Gewaltausbruch, der Syrien seit dem Sturz Assads erschüttert. Die Regierung zieht dafür in erster Linie bewaffnete Assad-Anhänger zur Verantwortung, gegen die sie vorgeht, sie hat aber auch Übergriffe gegen alawitische Zivilisten durch islamistische Kämpfer zugegeben.

Übergangspräsident Ahmed al-Sharaa hatte nach einem Moscheebesuch einen eher trockenen Kommentar zu den Vorgängen übrig: „Was im Land geschieht, das sind Herausforderungen, mit denen wir gerechnet haben. Wir müssen die nationale Einheit und gesellschaftlichen Frieden bewahren.“

Später beauftragte der Präsident ein Komitee, das – so heißt es in dem Dekret – „die Ereignisse an der syrischen Küste“ untersuchen soll. Und zwar sowohl Morde an Zivilisten als auch Attacken auf Sicherheitskräfte durch Anhänger des Ex-Präsidenten Assad. Das Wort Massaker wird nicht in den Mund genommen.

Dagegen beschönigt Ramy Abdulrahman nichts – er beziffert hunderte getötete Zivilisten. Der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte: „Den Massakern ging ein öffentlicher Aufruf zum Dschihad voraus, als wäre es eine Kriegsschlacht. Es gibt Videoaufnahmen, in denen gesagt wird: 'Wir sind gekommen, um die Alawiten zu töten.' Sie sagten nicht: 'Wir sind gekommen, um die Assad-Anhänger zu töten.' Das zeigt, dass es sich um eine ethnische Säuberung handelt. Das darf nicht straflos bleiben.“

Abdulrahman operiert von Großbritannien aus – er hält seit Jahren das Kampfgeschehen in Syrien fest und bezieht seine Informationen über ein dichtes Netz von Informanten im Land. Er ergänzt: „Wenn es um Angehörige des-Assad Regimes geht, die Verbrechen begangen haben, dann würden wir ihre Verfolgung unterstützen und für ihre strafrechtliche Verfolgung eintreten. Aber die gesamte alawitische Gemeinschaft kann nicht kollektiv bestraft werden, nur weil Baschar al-Assad Alawit war.“

Viele Alawiten stellen sich dagegen, dass sie regelmäßig als Anhänger des Assad-Regimes dargestellt werden. Fakt ist: Die Alawiten waren als Wehrdienstleistende in der syrischen Armee zahlenmäßig stärker vertreten. Aber auch unter Alawiten konnte man zahlreiche Regimegegner ausmachen.

Islamisten in Syrien wiederum haben die Alawiten als Abtrünnige betitelt und die aktuelle Regierung in Damaskus hat die Glaubensgemeinschaft schikaniert und marginalisiert – das alles habe zu den aktuellen Gewaltexzessen geführt. Seine Familie, sagte ein Mann, musste sich in den letzten Tagen zwischen Oliven- und Orangenbäumen verborgen halten: „Es gab vier Stunden, ich hatte keinen Kontakt mit meiner Familie dort. Ich wusste nicht, ob meine Familie lebt oder nicht. Das war wirklich die schlimmste Zeit meines Lebens.“

Und die Angst geht noch um – Alawiten appellieren an die internationale Gemeinschaft, sich für Fluchtkorridore aus den syrischen Küstengebieten stark zu machen. Momentan sind sie dort gefangen – die Straßen in die Region hat die syrische Regierung blockiert.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ARD-Nachrichten online“, ard.de

Schlagwörter: Syrien Alawiten, Genozid, Massaker, Assad-Anhänger, neue Regierung, Rebellen, Islamisten, Unruhen, Kämpfe, Auslöschung, Ahmed al-Sharaa