Mexiko: Eine neue „Familie“ für Raymundo (Lebensgeschichte)

Bericht vom 05.11.2009


Raymundo ist überglücklich.

Liebe Freunde,

welch ein Vorrecht ist es, die guten Veränderungen im Leben eines Kindes miterleben zu dürfen! Ich möchte Ihnen von Raymundo erzählen, der im Alter von 11 Jahren zu uns kam. Seinen Vater kennt er nicht, und seine Mutter ist psychisch krank. Raymundo spricht nicht viel von ihr.

Sein Onkel fand ihn eines Tages im strömenden Regen auf der Straße sitzend, völlig durchnässt und durchfroren. Er nahm ihn mit nach Hause und sorgte mit seiner Frau für ihn. Die beiden Endsechziger konnten sich jedoch nicht auf Dauer um den Elfjährigen kümmern und brachten ihn schließlich zu uns ins Kinderheim Emmanuel.

Damals konnte er weder lesen noch schreiben. Später erzählte er uns, dass er schon mit acht Jahren immer auf der Strasse war, gebrauchte Kleidung verkaufte und Botengänge für die Leute erledigte. So bekam er etwas Geld zusammen, um sich am Ende eines langen Tages ein Stück Pizza oder einen Hot Dog kaufen zu können.

Raymundo machte sich große Sorgen um die Zukunft und fragte sich, wie wohl das Leben der Kinder sei, die er in den vorbeifahrenden Autos sah. Als er sich bei uns eingewöhnt hatte, begann er allmählich, wie ein normaler Elfjähriger zu leben. Er wurde zwar in der Schule aufgrund seiner Defizite einige Klassen zurückgestuft, aber seit diesem Jahr gehört er ganz zu Emmanuel und geht mit gleichaltrigen Freunden in eine Klasse. Sein Optimismus und sein ständiges Lächeln sind geradezu ansteckend, und wegen seiner großen Hilfsbereitschaft ist er der Liebling unserer Mitarbeiterinnen.

Für Raymundo ist Emmanuel jetzt seine große Familie. Er ist glücklich, dass er nicht mehr allein ist und jederzeit mit Gleichaltrigen reden, spielen oder Hausaufgaben machen kann. Vor kurzem sagte er, er würde gern im Chor mitsingen. Seine Stimme sei zwar nicht so gut, aber er müsse einfach die ganze Freude loswerden, die ihn ihm stecke, und da sei Singen eine gute Möglichkeit.

Liebe Freunde, dank Ihrer Hilfe und Unterstützung braucht Raymundo jetzt das Alleinsein nicht mehr zu fürchten, und Geldverdienen ist das Letzte, woran er denkt, weil er weiß, wo er seine nächste Mahlzeit geniessen kann.