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Sambia: Mehrfach-Waisen – Ein neues Phänomen (Projektbericht)

Bericht vom 17.10.2012


Immer häufiger werden Kinder in Sambia zu Mehrfach-Waisen.

In Sambia gibt es eine gute familiäre Tradition: Wenn ein Kind einen oder beide Elternteile verliert, treten Verwandte an deren Stelle und übernehmen die Vater- oder Mutterrolle. Diese Verpflichtung wird in der Großfamilie grundsätzlich sehr ernst genommen, und die Kinder nennen die Tanten oder Onkel dann auch Mama oder Papa. Deshalb hätte eine Halb- oder Vollwaise eigentlich gute Chancen, selbst nach dem Tod der leiblichen Eltern eine glückliche Kindheit im Kreise vertrauter Personen zu erleben.

Durch die große Armut im Land und die hohe HIV-Infektionsrate versagt aber diese familiäre soziale Absicherung immer häufiger. Im Extremfall geschieht etwas, das auch die kleine Jeanne* erleben musste. Als unsere Mitarbeiterinnen ihr das erste Mal begegneten, war sie sieben Monate alt, wog aber nur 12 Pfund. Auf ihrem kleinen Gesicht lag eine Traurigkeit, wie sie sie nie zuvor bei einem Baby gesehen hatten ...

Jeannes Eltern liebten ihr Neugeborenes über alles, aber dieses Glück war nicht von langer Dauer. Die Kleine war noch keine vier Wochen auf der Welt, als ihr Vater starb. In der Trauer um den Tod ihres Mannes klammerte sich Jeannes Mutter an ihr Baby. Sie trug es den ganzen Tag mit sich herum und schlief nachts sogar mit ihm im selben Bett. Damit begann eine Tragödie. Bald darauf erkrankte die Mutter an Malaria. 24 Stunden später war sie tot. Getreu der sambischen Tradition nahm eine Tante das kleine Mädchen zu sich. Sie hatte bereits mehrere eigene Kinder, also bekam Jeanne nicht mehr die gewohnte ungeteilte Zuwendung. Sie bekam aber zu Essen, und manchmal sang die Tante ihr etwas vor.

Doch dann schlug das Schicksal erneut zu. Eines Morgens erwachte Jeannes Tante mit heftigen Kopfschmerzen. Noch am selben Vormittag brach sie auf dem Küchenfußboden zusammen, und am Abend war sie bereits tot. Eine Witwe aus der Verwandtschaft, die das Baby ins Herz geschlossen hatte, übernahm die Mutterrolle. Da sie ihren Lebensunterhalt aber als Dienstmädchen verdiente, musste sie Jeanne tagsüber bei Nachbarn lassen, mal bei den einen, mal bei den anderen. Manchmal hatte sie große Schwierigkeiten, überhaupt jemanden zu finden, der sich um das Baby kümmern konnte. Eines Tages gab die Witwe die Kleine in die Obhut einer neuen Nachbarin, nicht wissend, dass diese alkoholkrank war. Als Jeanne dort zu weinen begann, füllte die Nachbarin die Babyflasche mit Bier. Nach dieser „Mahlzeit“ gab das kleine Mädchen für den Rest des Tages keinen Laut mehr von sich. Als die Witwe das Baby abends abholen wollte, fand sie es stark alkoholisiert vor. Großes Entsetzen überkam sie, und ihr wurde schlagartig klar, dass sie sich nicht mehr länger um Jeanne kümmern konnte, denn sie konnte ihre Stelle als Dienstmädchen unter keinen Umständen aufgeben.

Hätte die Witwe nicht kurz darauf von unserem Kinderheim „Bill und Bette“ erfahren, hätte sie Jeanne mit großer Wahrscheinlichkeit verlassen. In knapp sieben Monaten war die Kleine nun gleich mehrfach Waise geworden: Sie hatte in dieser kurzen Lebensspanne drei Bezugspersonen verloren.

Glücklicher Weise gab es für Jeanne ein Happy End. Sie konnte sich im Kinderheim „Bill und Bette“ von den durchlittenen Strapazen erholen und wurde ein gesundes, fröhliches Kleinkind. Heute darf sie so heranwachsen, wie Gott es allen Menschenkindern zugedacht hat: In der Geborgenheit einer Familie – sie wurde von einem wunderbaren sambischen Ehepaar adoptiert.

*Name und Foto wurden zum Schutz des Kindes verändert.

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Schlagwörter: Sambia, Waisenkind, Mehrfach-Waisen, Gesellschaft, Tradition, Vater, Mutter, Onkel, Tante, Großfamilie, Waise, Tod, Kindheit, Armut, HIV-Infektion, Aids, Trauer, Malaria, Lebensunterhalt, Witwe, Alkoholismus, Kinderheim, Kleinkind, Adoption