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Äthiopien: Neunzig Tonnen Liebe und Hoffnung (Einsatzbericht)

Bericht vom 11.04.2013


Zu Hunderten warten sie auf Hilfe.


Es gibt nichts Heilsameres als Kinderlachen!

Von der Hilfsgüter-Verteilung Anfang April in einer Bergregion im südlichen Äthiopien sandte unser Teamleiter M. Wilson uns die Einträge aus seinem Reise-Tagebuch unmittelbar aus dem Einsatzgebiet:

Soeben sind wir auf dem Flug nach Addis Abeba in Khartum zwischengelandet. Der Flugbegleiter öffnet die Tür und mir verschlägt es den Atem: Die Temperaturen liegen bei 43 Grad – nicht gerade ein „frischer“ Frühlings-Abend! Wir dürfen nicht von Bord gehen, also bleibe ich sitzen und denke daran, was vor uns liegt. Ich versuche, mich innerlich auf den Anblick, die Geräusche und den Geruch von Krankheit und Tod vorzubereiten. Aber selbst nach 40 Jahren, in denen ich diese Arbeit schon tue, bleibt mir nur die Feststellung: Du kannst dich niemals wirklich auf das vorbereiten, was du beim Einsatz zu sehen bekommst, weder mental noch emotional …

Ich muss mich zwar gefühlsmäßig von dem, was ich sehe, genügend abschotten, ohne jedoch mein Inneres völlig vom Geschehen abzukapseln. Vor mehr als 30 Jahren habe ich eines gelernt: Meine persönliche Gegenwart und mein Verhalten sind für die Menschen genauso wertvoll und wichtig wie die Hilfsgüter, die ich mitbringe. Die Flüchtlinge fühlen sich von der Welt vergessen und wertlos. Wenn ich die Nahrungsmittel abladen würde, als brächte ich Viehfutter, wäre das entwürdigend und verachtend ihnen gegenüber …

Wenn eine Mutter dir ihr Baby in die Arme drückt und ihr flehentlicher Blick sagt: „Bitte hilf mir, bitte gib mir etwas Hoffnung!“, dann sieh ihr in die Augen und wende dich nicht ab von dem Grauen und der Verzweiflung, die aus ihrer Haltung sprechen. Lauf nicht herum, als würde dich das alles nichts angehen: Berühre die Menschen. Halte das wimmernde unterernährte Mädchen fest und sprich ihm liebevolle Worte zu, wie du es mit deiner eigenen Tochter machen würdest. Setz dich zu den Kindern in den Schmutz und spiel mit ihnen. Bring sie zum Lachen, denn nirgendwo auf der Welt gibt es etwas Heilsameres für uns Menschen als ein Kinderlachen …

Über all das denke ich nach auf der Fahrt von Addis Abeba in die Berge Südäthiopiens. Acht Stunden brauchen wir für die 300 Kilometer. Die Zustände auf den Straßen sind nervenaufreibend. Sie sind übervölkert von Menschen und Tieren: Fußgänger, Eselskarren, Ziegen, halb verhungerte Kinder, die sich hingelegt haben und mitten auf der Straße vor Schwäche eingeschlafen sind, Pferde und vom Kautabak benebelte LKW-Fahrer – alle „teilen“ sich die Straße.

Als unser Konvoi auf den Platz rollt, wo die erste Verteilung stattfinden wird, ergreift uns Unruhe. Wir steigen aus und fingern nervös an unseren Sachen. Mein Freund Derek hantiert mit seiner Kamera, während ich einmal um den LKW laufe als würde ich etwas suchen. Auch wenn es nicht danach aussieht: Wir wissen beide ganz genau, was wir tun. „Reiß dich zusammen, diese Leute brauchen dich!“ geht es uns beiden durch die Köpfe. Und dann treten wir hervor und sehen, was wir unzählige Male zuvor gesehen haben: Hunderte verzweifelter Frauen mit ihren weinenden Kindern.

Bei diesem Einsatz haben wir 90 Tonnen Nahrungsmittel dabei, 90 Tonnen Hoffnung und Liebe für fünf Dörfer. Da sind die 56 Tonnen Weizen, aus dem die Familien ihre kleinen Brotlaibe backen werden: 25 kg pro Familie für knapp 20 Euro, ausreichend für 2.260 Familien insgesamt. Damit werden sie monatelang satt! Unglaublich, aber hier besteht eine Mahlzeit wirklich nur aus Wasser und Brot. Die Freude der Menschen ist so überwältigend, dass man meinen könnte, wir würden Feinschmecker-Menüs austeilen.

Darüber hinaus wollen wir 34 Tonnen Saatgut an rund 152 Kleinbauern verteilen. Damit können diese noch in diesem Jahr etwa 228 Tonnen Weizen ernten. Einen kleinen Teil von ihrer Ernte werden sie an Bedürftige geben, das Übrige wird sie und ihre Familien ernähren. Außerdem fällt noch genug neues Saatgut ab, um die Felder für das nächste Jahr zu bestellen. Für uns heute unvorstellbar: Das Saatgut wird von Hand auf etwa einem Hektar Land ausgebracht – jedes Körnchen einzeln im Abstand von etwa 30 cm!

Gefragt, was für sie das Wichtigste ist an dieser Hilfe, antworten die Männer, am meisten würden sie sich darüber freuen, dass sie nun bald ihre Kinder zur Schule schicken können. Damit hat die nächste Generation eine echte Perspektive! So viel Hoffnung – und sie kostet kaum 20 Euro pro Familie.

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