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Äthiopien: Starke Nerven gefragt – eine Fahrt ins Nirgendwo (Einsatzbericht)

Bericht vom 05.08.2013


Der Anblick der Hungernden ist die größte Herausforderung.

Nachdem unser Projektleiter Derek H. von seinem letzten Hilfseinsatz in Äthiopien zurück gekehrt ist, berichtet er, wie ihn diese Reise erneut an seine körperlichen und seelischen Grenzen geführt hat.

Vier lange Tage und drei unruhige Nächte in der Einöde Südäthiopiens lagen vor mir und meinem Team. Jeder neue Tag bedeutete eine weitere strapaziöse und unsichere Fahrt zu unserem nächsten Ziel. Die „Straßen“ sind in miserablem Zustand, unser Fahrer muss unablässig Tieren, Kindern und anderen Hindernissen ausweichen. Das zehrt an unseren Kräften, denn wir müssen ständig ein Auge auf ihn haben, damit er nicht eindöst, was schon vorgekommen ist. Wir passieren einige Autowracks, deren Insassen offensichtlich nicht überlebt haben ...

Unzählige, oft überlebenswichtige Faktoren entscheiden über den Erfolg unseres Einsatzes: Zuverlässige Fahrzeuge, vertrauenswürdige Helfer, behördliche Genehmigungen, das Wohlwollen der Dorfältesten, bewaffnete Eskorten zum Schutz aller Begleitpersonen und der Hilfsgüter, Ruhe und Frieden bei der Verteilung, trockenes Wetter – all das muss jeweils an einem Tag zusammen kommen. Dieses Mal stecken wir mit unserem LKW wegen des schlechten Wetters nach heftigen Regengüssen stundenlang fest, danach sorgt eine Fahrzeugpanne für weitere Verzögerung.

Und dann – am Ziel – geschieht, was alle am meisten fürchten: Die Verteilungsaktion wird plötzlich von einer Schlägerbande unterbrochen, die die Herausgabe der Lebensmittel fordert. Die Lage wird bedrohlich, unsere einheimischen Kontaktleute signalisieren uns, so schnell wie möglich zu verschwinden, um eine Auseinandersetzung zu vermeiden. Aber die Schläger haben schon unser Fahrzeug blockiert und halten uns gegen unseren Willen fest.

Unser einheimisches Team steht den Bösewichten von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Ängstlich drängen sich die versammelten Menschen zusammen. Noch ein Mal bedeutet mir Henok, unser Arzt, den Schauplatz unbedingt unauffällig zu verlassen. Ich bin hier der einzige Weiße und errege deshalb natürlich große Aufmerksamkeit. In einem günstigen Moment ziehe ich mich leise zurück. Zwei unsäglich lange Stunden vergehen, bis die Bande endlich von ihrem Vorhaben abläßt. Unser Team hat die Lage wieder unter Kontrolle und kann mit der Verteilung fortfahren. Die Erleichterung steht den Hilfsbedürftigen deutlich ins Gesicht geschrieben.

Später am Tag taucht die Bande tatsächlich ein zweites Mal auf und versucht wieder, die Hilfsgüter in ihre Gewalt zu bringen. Diesmal sind die Helfer unseres Teams schon selbstbewusster und gehen entschlossener gegen die Schläger vor. Gott sei Dank wird niemand verletzt. Die Verteilung wird zu Ende geführt und wir erreichen unser Tagesziel, allen Hindernissen und Gefahren zum Trotz.

Das ortsübliche Essensangebot ist für mich als Ausländer stets eine Herausforderung im Hinblick auf Geschmack und Verträglichkeit. Deshalb muss ich häufig auf eine stärkende Mahlzeit verzichten und gehe hungrig zu Bett. Die fremdartige nächtliche Geräuschkulisse und ein hartes Bett tragen nicht zum erholsamen Schlaf bei, aber das alles ist unvermeidlicher Bestandteil unserer Arbeit. Derartige Herausforderungen, und seien sie auch noch so unangenehm, muss ich meistern, will ich mein Ziel erreichen. Beharrlichkeit und uneingeschränkte Konzentration auf das Wesentliche sind beim Einsatz von entscheidender Bedeutung.

Nach all den erschwerenden Begleitumständen stehst du dann schließlich wieder dem geballten Elend gegenüber, der größten Herausforderung überhaupt: Überall kranke, verhungernde, leidende Kinder. Und das ist es, wogegen du dich niemals wirklich wappnen kannst – weder gefühlsmäßig noch mit dem Verstand. Wenn ich diese Kinder sehe, die oft schon so schwach sind, dass sie nicht einmal mehr weinen können, wird mir regelrecht schlecht. Noch lange nach dem Einsatz hängt mir der Gestank von Schmutz, Krankheit und Tod in der Nase.

Einige von den tausenden Kindern, die in den unerreichten Regionen Südäthiopiens Hunger leiden, habe ich fotografiert. Es sind die Glücklicheren unter ihnen, denn sie bekommen jetzt Hilfe. Viele, viele Andere haben es leider nicht so gut. Deshalb werden wir weiter machen, sei das Risiko auch noch so groß. Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie Kinder leiden und verhungern. Wir werden tun, was in unserer Macht steht, um den Kindern in den abgelegenen und vergessenen Orten dieser Welt zu helfen!

Unser Dank gilt allen Spendern, die uns dabei treu und unermüdlich unterstützen!

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