Sambia: Gestern verloren – heute geborgen (Projektbericht)

Bericht vom 06.11.2013


Gerettet: Der kleine Omega hat eine glückliche Zukunft vor sich.

Die Leiterin unseres Babyhauses Moses in Lusaka schilderte uns folgende Mut machende Begebenheit:

Immer wieder erleben wir, dass sich bei uns die Geschichte wiederholt, nach der unser Babyhaus Moses so zutreffend benannt ist – nämlich die des kleinen Moses, von dem die Bibel erzählt: Zur Zeit der Pharaonen gab es in Ägypten einen Erlass, alle jüdischen Neugeborenen männlichen Geschlechts zu töten. Deshalb versteckte die Mutter Moses’ ihr Baby in einem Körbchen aus geflochtenem Schilfgras und setzte es auf dem Nil aus in der Hoffnung, auf diese Weise sein Leben retten zu können. Ausgerechnet die Tochter des Pharao, der die Tötungen befohlen hatte, fand den kleinen Jungen. Als sie eines Tages im Nil badete, hörte sie ihn weinen, und wurde so auf das Körbchen im dichten Schilf aufmerksam. Im väterlichen Palast zog sie das jüdische Kind dann wie ihren eigenen Sohn auf. Moses wurde später der bedeutendste Mann der jüdischen Geschichte.

Etwas Ähnliches war auch dem winzigen Neugeborenen Omega (der Name wurde zu seinem Schutz geändert) widerfahren, das uns vor Kurzem die hiesige Polizei brachte. Omega wurde auf einem Friedhof ausgesetzt. Genau wie bei Moses in der biblischen Geschichte machte sein Weinen einen Friedhofsbesucher auf das verlassene Baby aufmerksam. Wenn eine Familie ihr Kind aussetzt, muss ihre Verzweiflung schon unvorstellbar groß sein. Gott sei Dank nahm Omegas Geschichte wie die von Moses einen glücklichen Ausgang.

Nach seiner Ankunft in unserem Babyhaus wurde Omega zunächst liebevoll gebadet und danach gründlich untersucht, um sicher zu gehen, dass er keine ansteckenden Krankheiten oder andere gesundheitliche Beeinträchtigungen hat. Nach einigen Tagen entwickelte er schon ein wenig Appetit und konnte kleine Mengen Babynahrung aufnehmen. Bereits vier Wochen später war Omega kräftig genug, um aus dem Isolierzimmer auf die Intensivstation zu wechseln, wo unsere Frühgeborenen und besonders gefährdete Neugeborene rund um die Uhr überwacht werden.

In den darauf folgenden zwei Monaten bekam Omega von unseren Pflegerinnen eine reichliche Portion unserer „Spezialmedizin“ aus Liebe, Nahrung und Gebet. Nun ist er zu einem gesunden, fröhlichen Baby heran gewachsen. Er wurde von einem sambischen Ehepaar adoptiert, das selbst keine Kinder bekommen kann. Für sie ist Omega die Erfüllung ihres innigsten Wunsches. Der traurige Beginn seines Erdenlebens liegt für immer hinter ihm, eine wundervolle Zukunft in der Geborgenheit einer Familie liegt vor ihm.