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Kenia: Ein lang gehegter Traum wird wahr! (Reisebericht)

Bericht vom 11.03.2014


Kalt und klar fließt das Wasser in Kikopey aus dem Hahn.


An diesem Wasserkiosk können sich die Bewohner des Tals mit sauberem Trinkwasser versorgen.

Im Februar dieses Jahres hatten der Geschäftsleiter und eine Mitarbeiterin von Gebende Hände einen erfreulichen Grund, zu unserem Projektpartner nach Kenia zu reisen. Hier ist ihr Bericht darüber, welchen Anlass es zu feiern gab:

Der 15. Februar 2014 ist ein großer Tag: Im Foyer unseres Hotels in Nairobi, in dem wir die erste Nacht nach unserer Ankunft verbracht haben, erwarten wir David Maina, unseren kenianischen Projektleiter, und seine Ehefrau Sarah. Wir sind für 10:00 Uhr am Morgen verabredet zur Fahrt nach Kikopey. Dort wollen wir das Wasser-, Solar- und Sozialprojekt einweihen, das dank der großherzigen Spende eines süddeutschen Unternehmers realisiert werden konnte.

Gegen 10:30 Uhr ist es dann so weit – David und Sarah begrüßen uns freudig mit einer herzlichen Umarmung. Der viel beschäftigte Wasser-Ingenieur wurde – wie so oft – von einem Anruf aufgehalten. Getreu dem kenianischen Wahlspruch „Hakuna Matata“ (Swahili für: „Kein Problem, alles mit der Ruhe“) ignorieren wir die Verspätung gelassen und machen uns auf den Weg.

Von Nairobi aus sind es rund 150 km in nordwestlicher Richtung nach Nakuru. Kikopey erreichen wir etwa 40 km vorher. Wir haben auf kenianischen Straßen also drei Stunden Fahrtzeit vor uns. Nakuru ist die Hauptstadt der Provinz Rift Valley im Großen Afrikanischen Grabenbruch.

Von den Massai, die wohl wegen ihrer weitgehend beibehaltenen halbnomadischen Lebensweise die bekannteste Volksgruppe Ostafrikas darstellen, wurde dieser Landstrich sehr treffend „En-Akuro“ genannt – wirbelnder Staub. Wie treffend, wird uns bewusst, als der Fahrer unseres Kleinbusses in der Ortschaft Gilgil von der asphaltierten Hauptstraße abbiegt auf einen unbefestigten Weg voller Schlaglöcher, der uns durch die dürre Landschaft an unser Ziel führen wird. Sofort hebt sich der feine hellbraune Staub in dicken Wolken vom Boden und hüllt unser Fahrzeug ein. Trotz der Hitze schließen wir schnell die Fenster. Dennoch sind nach kurzer Zeit auch unsere Kleider mit einer dünnen Staubschicht bedeckt. Vor den Lüftungsschlitzen im Armaturenbrett tanzen die Staubpartikel, und selbst auf der Zunge schmecken wir den Boden Afrikas. Es ist Trockenzeit, und schon lange ist kein Tropfen Regen mehr gefallen.

Geschickt weicht unser Fahrer den schlimmsten Schlaglöchern aus. Dennoch werden wir ordentlich durchgeschüttelt, während wir uns über ein Gewirr schmaler Wege schlängeln. Hier ist Ortskenntnis gefragt – Straßenschilder gibt es nicht. Wir passieren die kleinen Viehherden der Massai und einige armselige Notbehausungen von Inlands-Flüchtlingen, die nach den Wahlunruhen im Jahr 2007 hierher vertrieben wurden. Spielende Kinder winken uns, sobald sie die „Muzungus“ (Swahili für: „Weiße“) im Auto entdecken. Nach einer letzten Linkskurve tauchen vor uns die beiden ordentlich umzäunten Grundstücke des Wasser- und Sozial-Projekts in Kikopey auf – wir sind am Ziel.

Während wir in das Gelände rechts der Straße einfahren, schauen wir uns um – und können nur staunen. Unglaublich viel hat sich hier verändert in nur einem Jahr seit unserem letzten Besuch! Viele neue Gebäude sind in die Höhe gewachsen, und überall wurden Bäumchen, Büsche und Hecken gepflanzt, die zum Schutz vor Beschädigungen mit kleinen Pfählen eingefasst sind. Alles wurde liebevoll mit Kreide geweißt, um den festlichen Charakter des heutigen Tages zu unterstreichen.

Wir steigen aus und sind schnell umringt von den Mitarbeitern und den Altenheim-Bewohnerinnen, die uns begrüßen wollen. Wir schütteln viele Hände und schauen in viele strahlende Gesichter – mittlerweile sind wir uns ja nicht mehr fremd. Doch die Zeit drängt – gleich geht es hinüber auf die andere Straßenseite zur Einweihung der ersten und vielleicht wichtigsten Projektstation auf dem gegenüber liegenden Stück Land. Hier, an der hinteren Grundstücksgrenze, befindet sich das Herzstück des Wasserprojektes – die solarbetriebene Pumpstation. Rechts neben dem Technikhäuschen sind auf zwei hohen Metallgerüsten die Sonnenkollektoren montiert, die der Wasserpumpe im betonverkleideten Bohrloch zur Linken die notwendige Energie liefern. Dank der Nähe zum Äquator konnten die Kollektoren beinahe waagerecht positioniert werden. Die Wasser-Zapfstelle wurde sowohl mit einem Auslass zum Befüllen von Kannen und Kanistern versehen als auch mit einem Anschlussstutzen für einen Schlauch, damit die angrenzenden Pflanzungen in der Trockenzeit gewässert werden können.

Die Tür des Technikhäuschens ist mit Schleifenband geschmückt, die Widmungstafel daneben mit einem weißen Tuch verhüllt. Nach einigen kurzen Gruß- und Dankesworten bekommt unser Geschäftsleiter eine große Schere überreicht. Begleitet von fröhlichen kenianischen Gesängen und dem Klicken der Kameras durchschneidet er unter Applaus das Band und enthüllt die Widmungstafel, die an diesen denkwürdigen Tag und vor allem an das süddeutsche Unternehmen erinnert, das mit seiner großzügigen Spende diesen Fortschritt erst möglich gemacht hat.

Linker Hand an der Grenze des Grundstücks, das weitgehend zum Anbau von Feldfrüchten für den Eigenbedarf bestimmt ist, wurde ein einfaches Gebäude mit zwei Räumen errichtet. Ein Raum dient als Material- und Werkzeug-Lager, den anderen bewohnt ein Wächter. Die Bewachung der Anlage ist offenbar unerlässlich, denn nur so ist gewährleistet, dass die in Solaranlage und Pumpstation verbauten wertvollen Materialien und Bauteile an Ort und Stelle bleiben und nicht über Nacht demontiert werden. Das weite Land ist nur locker besiedelt, und die Menschen sind sehr arm. Deshalb ist zu befürchten, dass alles willkommen ist, was sich zu Geld machen lässt und das Überleben sichert.

Wir wandern zurück zur Straße und wenden uns nun dem Wasserkiosk zu, der direkt am Hauptgelände des Projekts liegt, um auch den im Umland lebenden Massai die Möglichkeit zu geben, jederzeit Wasser in guter Qualität zu erhalten. Das geringe Entgelt orientiert sich am Lebensstandard der Menschen. Für fünf kenianische Schilling, das sind umgerechnet nur vier Eurocent, gibt es 20 Liter Wasser. Auf dem Dach des Kiosks ist ein Hochtank montiert, in den das Wasser von der Solarstation gepumpt wird, damit jederzeit Wasser gezapft werden kann.

Auch der Wasserkiosk ist mit Band und Schleifen geschmückt. Unter den beiden Zapfhähnen sind große Eimer aufgestellt. Nachdem das Band zur Eröffnung feierlich durchschnitten wurde, dreht unser Geschäftsleiter im Wasserkiosk den Haupthahn auf, und das Wasser strömt aus beiden Hähnen in die Eimer. Wieder erklingt ein fröhliches Lied, klicken die Kameras.

Gleich anschließend wenden wir uns nach links einem lang gestreckten Gebäude zu, das mit Hilfe der Spenden neben der projekteigenen Klinik erbaut wurde und eine kleine Entbindungsstation beherbergen wird. Nachdem das Eröffnungs-Band durchschnitten und die Widmungstafel enthüllt ist, werden wir durch die einzelnen, noch leeren Räume geführt. Hier können bald bis zu sechs Frauen unter einfachen, aber hygienischen Bedingungen entbinden. Sie werden dabei von einer qualifizierten Hebamme betreut und haben die Möglichkeit, auch nach der Geburt ihrer Kinder noch zu bleiben, sollten sich Komplikationen ergeben. Die Entbindungsstation ist eine segensreiche Einrichtung und wird maßgeblich dazu beitragen, die Sterblichkeitsrate unter den Müttern und Neugeborenen in dieser Region zu senken.

Nun geht es zum Altenheim, das an der Längsseite des Grundstücks gebaut wurde. Es setzt sich aus drei einzelnen Gebäuden zusammen, die in T-Form angeordnet sind: In den zwei Häusern des Querflügels befinden sich die Schlafräume für Männer (links) und Frauen (rechts), im Längsflügel sind Speisesaal, Wohnzimmer und Büro sowie zwei Toiletten mit Wasserspülung untergebracht. Die gemütliche grüne Polstergarnitur im Wohnzimmer hat Projektleiter Maina aus seinem Privathaushalt gestiftet. Nach seinen Vorstellungen sollen später noch ein TV-Gerät und ein CD-Spieler aufgestellt werden, damit die alten Leute Musik hören und fernsehen können. David Maina ist abzuspüren, wie er sich um die Menschen sorgt, die ihm alle sehr am Herzen liegen, seien sie groß oder klein, alt oder jung. Sogar an zwei stabile T-Pfosten und Leinen zum späteren Trocknen der Wäsche hinter dem Haus hat er gedacht.

An der Rückseite des Querflügels wurden zwei kleine Sanitärgebäude errichtet, in denen je eine Dusche, ein Urinal bzw. eine einfache Grubentoilette und eine Toilette mit Schüssel, Sitz und Wasserspülung für die Männer und Frauen vorgesehen sind. Daneben wurde bereits ein Wasser-Hochtank aufgestellt, damit immer ausreichend Wasser für Dusche und WC verfügbar ist. Auch die Klinik und die Entbindungsstation werden von hier aus mit Wasser versorgt. Das WC wird für die alten Leute eine enorme Erleichterung sein, da sie nicht mehr alle in der Lage sind, die einfache Grubentoilette zu benutzen, die üblicherweise nur aus einem Bodenabfluss besteht und auch keinen Haltegriff an der Wand hat.

Vor dem Eingang zum Männerhaus befindet sich eine Wasser-Zapfstelle. Von hier aus können die rings herum gepflanzten Bäume und Büsche bewässert werden. Außerdem haben die alten Menschen direkt vor ihrer Haustür einen eigenen kleinen Gemüsegarten bekommen, in dem sie sich ganz nach ihren Kräften nützlich machen können. Das geerntete Gemüse wird ihren Speiseplan bereichern. Kochen müssen sie nicht selbst, doch wenn sie wollen, können sie sich kleine Mahlzeiten in der Altenheim-Küche zubereiten.

Wir besichtigen den Schlafraum der Frauen. Die bereits eingezogenen Damen heißen uns in ihrem Domizil herzlich willkommen. Zur Feier des Tages haben alle neue Kleider geschneidert bekommen. Noch ist viel Platz, denn bisher wohnen sie nur zu dritt in dem großen Raum, der später einmal zehn Seniorinnen beherbergen soll. Die Einrichtung ist äußerst schlicht und besteht lediglich aus je drei Betten, Stühlen und Moskitonetzen. Dennoch sind die alten Damen froh und dankbar, dass sie hier gut versorgt werden, denn sonst säßen sie regelrecht „auf der Straße“, da keine mehr Angehörige hat, die sich um sie kümmern könnten. Eine staatliche oder private Altersvorsorge, wie wir sie kennen, gibt es in Kenia nicht.

Mitten auf dem weitläufigen Grundstück, zwischen Altenheim und Wasserkiosk, steht auch schon der kleine Kuhstall, der in Kürze sechs Stück Vieh aufnehmen wird. Eine betonierte Futterrinne und eine ebensolche rechteckige Tränke gewährleisten, dass es den Tieren an nichts fehlen wird. So bekommen die Bewohner des Projekts täglich frische Milch. Eine gackernde Hühnerschar, die frische Eier liefert, war zusammen mit dem Hahn schon im vergangenen Jahr in einen Stall hinter der bereits bestehenden kleinen Grundschule eingezogen.

Unser ausgedehnter Rundgang in Kikopey geht zu Ende. Wir werden in den bisher geheimnisvoll verschlossen gehaltenen Speisesaal gebeten, wo wir mit gut zweieinhalb Stunden Verspätung um 16:30 Uhr endlich unser „Mittagessen“ einnehmen. Als sich die Tür öffnet, staunen wir nicht schlecht. Zwei Reihen weiß gedeckter Tische erwarten uns, die mit viel Liebe und Sorgfalt festlich dekoriert wurden.

Diese Überraschung ist wirklich gelungen: Kräftig gelbe und violette Stoffbahnen sowie mehrere farblich abgestimmte Kunstblumengestecke zieren die Festtafeln. Getränke, Servietten und Gläser sind bereit gestellt. Auf einem großen Tisch gleich am Eingang reihen sich mit kenianischen Köstlichkeiten gefüllte Töpfe und Schüsseln aneinander. Ugali (ein stichfester Brei aus weißem Mais), Hühnchenfleisch, Reis, Weißkohl, gekochte Innereien und als Dessert frische Ananas- und Melonenstücke – es wurde an nichts gespart, um Gäste und Mitarbeiter mit einem Festmahl zu verwöhnen.

Bis das Essen beginnt, dauert es allerdings noch eine Weile. Obwohl wir schon bei der Ankunft die offizielle Vorstellungsrunde absolviert haben, legt David Maina großen Wert darauf, dass alle später hinzu gekommenen Personen in die Tischgemeinschaft mit einbezogen werden. So vergeht eine weitere halbe Stunde, und nach einem letzten Dankgebet dürfen sich alle die Teller füllen.

Als wir derart gestärkt von unseren kenianischen Partnern und Freunden Abschied nehmen, legt sich bereits die Dämmerung über das Land. Nach letzten Umarmungen und Dankesworten treten wir Muzungus mit „Papa David“, wie er von vielen liebevoll genannt wird, die Rückfahrt an. Wir sind rechtschaffen müde und eingestaubt, aber auch begeistert über die gute Arbeit, die hier in Kikopey geleistet wurde.

Was ganz einfach mit der Suche nach geeignetem Ackerland für die kostengünstige Versorgung unserer Kinderheime begann, wurde schließlich zur Vision von einem sozialen Entwicklungszentrum für die Menschen dieser verlassenen Region. Dank der Tatkraft unseres Projektleiters und der Finanzierung aus Deutschland ist diese Vision nun erlebbare Wirklichkeit geworden!



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