Haiti: Einmal am Tag richtig satt werden! (Brief) |
Bericht vom 19.06.2014
Das größte Glück des Tages: Eine dampfende Reismahlzeit. |
Liebe Freunde,
seit ein paar Tagen bin ich zurück aus Port-au-Prince, mit meinen Gedanken und im Herzen aber immer noch bei Euch. Viele Bilder und Geräusche klingen intensiv in mir nach. Vor mir sehe ich die erste „Schicht“ der mehr als 1.500 Kinder, die dicht gedrängt auf einfachen Holzbänken sitzen. Tag für Tag versammeln sie sich fröhlich lärmend bei der Kindertafel Lamanjay in dem Wissen, dass nun der Höhepunkt ihres sonst recht ereignislosen Tages bevor steht. Sie werden in Gruppen eingeteilt und essen nacheinander, weil nicht alle auf ein Mal Platz finden können. Einige haben sich deshalb schon auf dem Boden niedergelassen. Ihnen ist nicht wichtig, wo sie sitzen, sondern dass ein dampfender Teller gehäuft voll mit leckerem Reis und Gemüse vor ihnen steht. Und so dauert es auch nicht lange, bis das Essen in den vielen kleinen Bäuchen verschwunden ist. Der Klang unzähliger Löffel, die Teller und Schüsseln bis auf das letzte Reiskörnchen auskratzen, begleitet mich immer noch.
Ein kleines Mädchen (Foto) ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Rochelle (Name geändert) ist erst zwei Jahre alt und kommt jeden Tag mit ihrem 10jährigen Bruder zur Kindertafel. Hand in Hand legen sie den Weg von der Zeltstadt in der Nachbarschaft zurück, wo die Kleine geboren wurde. Sie leben dort mit 32.000 anderen Menschen. Selbst vier Jahre nach der Erdbebenkatastrophe gibt es erst wenig neue Häuser für die, die damals obdachlos wurden. Die meisten Familien, die nun schon Jahre in den Zeltstädten leben, haben alle Hoffnung aufgegeben, jemals wieder in einem eigenen Zuhause leben zu können.
Deshalb sind wir Ihnen, liebe Spender, von Herzen dankbar! Denn Sie sind es, die gemeinsam mit unseren Projektpartnern dafür sorgen, dass sich an vielen Orten der Welt Kinder wie die kleine Rochelle und ihr Bruder jeden Tag auf eine schmackhafte und vor allem sättigende Mahlzeit freuen können.