Südsudan: Entschlossen und mitfühlend gegen Not und Verzweiflung (Brief)

Bericht vom 23.11.2016


Die Kinder sind oft die ersten Opfer.


Lebensumstände im Südsudan: hart, gefährlich und sehr heiß.

Noch vor Weihnachten wird unser Projektleiter Derek wieder nach Äthiopien aufbrechen, um von dort Flüchtlingen aus dem Südsudan im Grenzgebiet zu Uganda Überlebenshilfe zu bringen. In seinem Brief teilte er uns seine Gedanken mit und gab uns Einblick in seine mühevolle Recherchearbeit zwischen den Hilfseinsätzen. Er schrieb:

Liebe Freunde,

nun arbeite ich schon seit rund 19 Jahren im Südsudan. Aber es kommt mir so vor, als sei die Situation dort nie zuvor so schlimm gewesen wie jetzt – die Kämpfe, die Vertreibung, das Leid der Menschen.

Jetzt, wo die Regenzeit sich dem Ende nähert und die Soldaten und Milizen wieder mobiler werden, ist in den kommenden Wochen und Monaten eine Zunahme der Kämpfe zu befürchten. Im Rahmen von sogenannten „Trockenzeit-Offensiven“ werden die rivalisierenden Parteien wieder erbittert versuchen, die von der gegnerischen Seite besetzten Dörfer und Landstriche zurück zu erobern.

Vielleicht erinnert Ihr Euch, wie ich vor zwei Jahren in Malakal festsaß, wo die Menschen auf offener Straße getötet wurden und überall Tote lagen? Das war eine der finstersten Zeiten meines Lebens. So, dachte ich damals, muss es an dem Ort sein, der die Hölle genannt wird. Mit Worten lassen sich die Grausamkeiten nicht beschreiben, die meine Helfer und ich dort sehen mussten… Diese Situation wiederholt sich heute, aber um ein Vielfaches schlimmer. Frauen werden brutal vergewaltigt und gefoltert. Kinder einfach erschossen, wenn sie zu fliehen versuchen. Die, die entkommen können, verstecken sich in Sumpfgebieten und vegetieren dort unter entsetzlichen Umständen dahin. Unzählige Kinder verlieren ihre Eltern. Die Angriffe sind brutal, uns Kinder sind dabei die unschuldigen, sprachlosen Opfer.

Nur gut, dass ich mit meinen sudanesischen Freunden schon all die Jahre zusammenarbeite! Gemeinsam haben wir bereits viele hochgefährliche Situationen gemeistert. In der Planungsphase vor einem Hilfseinsatz tauschen wir uns nach Möglichkeit täglich aus oder versuchen, uns zumindest mehrmals wöchentlich die neuesten Informationen über die aktuelle Situation vor Ort mitzuteilen. Mit Hilfe von UN- und anderen Berichten beobachte ich sorgfältig die Sicherheitslage, um ein ausgewogenes Bild der Gesamtsituation zu bekommen. Wir sammeln aus den unterschiedlichsten Quellen so viele Informationen wie möglich, um sicherzugehen, dass dieses Bild der Realität entspricht und nicht bloß auf Gerüchten oder von politischen Interessengruppen verfälschten Informationen beruht. Auf diese Weise konnten wir bis auf den heutigen Tag immer sehr effektive Hilfe leisten.

Wir danken Ihnen, liebe Spender, dass Sie uns dabei nach Kräften unterstützen!