Kenia: Das Beste ist gerade gut genug! (Reisebericht)

Bericht vom 09.11.2017


Ungewöhnliche Geschenke!

Im Frühjahr dieses Jahres hielt sich eine Mitarbeiterin von Gebende Hände in Kenia auf, um dort die mit Hilfe der Spender aus Deutschland finanzierten Wasserprojekte in Augenschein zu nehmen und mit den begeisterten Nutznießern den gemeinsam erzielten Erfolg zu feiern. Und auch auf dieser Reise war sie, wie schon so oft, besonders berührt und beeindruckt von der großen Dankbarkeit, Fröhlichkeit und Bescheidenheit der Frauen und Männer vor Ort trotz ihrer schwierigen Lebensbedingungen:

An diesem Samstagmorgen sind wir schon früh unterwegs, denn unser Tagesprogramm ist straff gefüllt. Drei Frauengruppen, zwei Schulen und das älteste, noch immer funktionstüchtige Wassersystem, das Gebende Hände vor 22 Jahren hier realisiert hat, stehen auf dem Besuchsplan. Vor allem die Frauengruppen überbieten sich in ihrer Gastfreundschaft. Alle möchten die seltenen Gäste, die von weither gekommen sind, gebührend empfangen, bewirten und Zeit mit ihnen verbringen. Dafür scheuen sie weder Kosten noch Mühen und teilen großzügig das Wenige, das sie selbst haben, mit uns.

Im zweiten Dorf, das wir anfahren, zeigt sich dies in bewegender Weise. Es ist später Vormittag, die Luft flirrt vor Hitze, und wir sehen nichts als braune, trockene Erde und Staub, soweit das Auge reicht. Es hat viel zu lange nicht geregnet, und die Armut ist hier besonders offensichtlich. Dennoch erwarten uns etwa 12 Frauen an einer ihrer bescheidenen Hütten mit fröhlichem Gesang. Nach einer herzlichen Begrüßung folgt ein kleiner Rundgang zu den Wassertanks. Stolz drehen die Frauen die Zapfhähne auf und posieren für Fotos vor ihren Tanks. Wasser gibt es noch keines darin, aber alle sind zuversichtlich, dass sie in den nächsten Wochen sauberes Trinkwasser daraus zapfen können. Trotz der Dürre gibt es sporadisch kleinere Regenschauer, und die Frauen wissen gut und sparsam mit dem kostbaren Nass umzugehen. Für sie ist ein schwarzer Kunststofftank, in den vom Hüttendach Wasser hineinläuft, tatsächlich wertvoller als Gold.

Und darum kommt anschließend auch ein Festschmaus auf den Tisch, den sich die Familien selbst nicht einmal zur Weihnachtszeit gönnen: Wir werden genötigt, uns die Teller mit Maisbrei, Ziegenfleisch, Hühnchen, Gemüse und köstlichen Chapatis – kleinen Teigfladen – zu füllen. Dazu gibt es Limonade oder Cola, ebenfalls Festtagsgetränke für ganz besondere Anlässe. Zum krönenden Abschluss bekommen alle Gäste, ob Projektleiter vor Ort oder Besuch aus Deutschland, ein Geschenk. Jedem wird ein entrüstet gackerndes Huhn in den Arm gedrückt – ein kleines Vermögen, mit dem die Frauen aber ihrer überschwänglichen Freude Ausdruck verleihen. Denn nun müssen sie und ihre Familien sich zukünftig nicht mehr um sauberes Wasser sorgen. Beeindruckt und auch ein wenig beschämt von so viel Freigebigkeit nehme ich Abschied.