Ghana: Ein Tag im Flüchtlingslager Buduburam (Reisebericht)

Bericht vom 15.12.2018


Schwere Regenfälle verwandeln das Lager in eine Kloake.


Die Wassertanks von Gebende Hände sind ein Segen!


Lange Schlange vor der Kuscheltier-Verteilung!


Besonders die ganz Kleinen benötigen eine gute Ernährung!


Buduburam – ein vergessener Fleck auf der Landkarte. Doch wir vergessen die Menschen dort nicht!



So sah der Platz vor dem Bau der Klinik aus. Die Klinik ist inzwischen fast fertiggestellt.

Vor ein paar Monaten besuchte ein Mitarbeiter von Gebende Hände das größte Flüchtlingslager Ghanas. Hier leben seit der Jahrtausendwende immer noch weit über 40.000 Menschen – inzwischen in zweiter und dritter Generation. Die ghanaische Regierung duldet das Camp mit den Ausmaßen einer Kleinstadt, tut aber fast nichts, um den Bewohnern zu einem menschenwürdigeren Dasein zu verhelfen. Mit der Unterstützung unseres Projektleiters vor Ort versorgt Gebende Hände die Menschen mit Lebensmitteln und Medikamenten. Im Jahr 2017 kamen dringend benötigte Wassertanks für sauberes Trinkwasser hinzu. Lassen Sie sich von unserem Mitarbeiter mitnehmen auf einen Gang durch Buduburam. Er schreibt:

„Durch die Scheibe des Wagens blickt Projektleiter George in den wolkenverhangenen Himmel. „Bald kommt der Regen“. Er erklärt mir, dass mit schweren Regenfällen zu rechnen sei. Wir befinden uns auf dem Weg von Ghanas Hauptstadt Accra zu dem rund 40 km entfernt gelegenen Flüchtlingslager Buduburam. Hier leben mehr als 42.000 Menschen, die größtenteils aus Liberia und Sierra Leone stammen. Sie sind vor den Schrecken der Bürgerkriege geflohen, die ihre Heimatländer zwischen den späten 1980er und frühen 2000er Jahren verwüstet haben. Der Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) engagierte sich seit der Eröffnung im Jahr 1990 für das Lager, hat die Unterstützung inzwischen jedoch weitgehend eingestellt und ruft die Flüchtlinge dazu auf, in ihre Heimatländer zurückzukehren. Das ist aufgrund der Situation dort kaum möglich.

Während George mich über die Geschichte des Flüchtlingslagers informiert, setzt schlagartig der erwartete Regen ein. Der tropische Wolkenbruch verwandelt die unbefestigten, von tiefen Schlaglöchern durchzogenen Lehmstraßen binnen weniger Minuten in braunen Schlamm. Ich fürchte, das Wasser könne jeden Moment durch die Ritzen der Autotüren nach innen dringen, doch wir bleiben trocken. Nachdem wir die Vororte Accras hinter uns gelassen haben, erreichen wir nach einstündiger beschwerlicher Fahrt Buduburam.

Im Flüchtlingslager, dessen riesige Ausmaße mir erst jetzt bewusst werden, bleibt unser Wagen plötzlich in einem Morastloch stecken. Die Reifen drehen durch und es geht nicht mehr voran. Im warmen Regen, der uns schnell bis auf die Haut durchnässt, setzen wir unseren Weg zu Fuß fort. Während wir durch das im Schlamm versinkende, aus Ziegel- und Wellblechhütten bestehende Lager gehen, treffen wir unablässig auf Bewohner jeden Alters, die uns freundlich und interessiert zur Begrüßung die Hände reichen. Der unermüdliche Einsatz von Gebende Hände und Projektleiter George zur Verbesserung der Lebensbedingungen ist diesen Menschen wohlbekannt, und die Dankesbekundungen sind groß. Trotz ihrer Armut und Not sind die Bewohner von Buduburam voller Hoffnung.

Zwar ist der Regenguss vorüber, die Wassermassen können jedoch nicht ablaufen, da es keine Kanalisation gibt. So waten wir durch knöcheltiefen Lehmschlamm, der sich wie ein brauner Bach zwischen den Hütten des Lagers hindurchschiebt. Ein beißender Geruch steigt uns in die Nasen, und George erklärt mir, dass Abwässer und Unrat der Hütten durch das Regenwasser auf die Wege gespült und im gesamten Lager verteilt würden. Diese katastrophale hygienische Situation lasse zahlreiche Krankheitserreger gedeihen und stelle ein enormes Gesundheitsrisiko für die Menschen dar. Immer wieder stoßen wir auf Kinder, die draußen vor den Hütten in dem schmutzigen, übelriechenden Wasser spielen. Es komme jährlich zu tausenden Fällen von infektiösen Durchfallerkrankungen, so berichtet George weiter, die besonders für die jüngsten und ältesten Patienten nicht selten mit dem Tod enden.

Enorm verbessert habe sich die Situation jedoch, seit Gebende Hände mit Hilfe der Spender die Aufstellung von zwanzig Trinkwassertanks ermöglicht habe. Einige dieser Tanks besichtigen wir nun und begegnen dabei vielen dankbaren Menschen. Die über das gesamte Flüchtlingslager verteilten schwarzen Kunststoffbehälter fassen je 15.000 Liter und stellen für die hier lebenden Familien die einzige Quelle sauberen Trinkwassers dar. „Die Tanks sind von unschätzbarem Wert für Buduburam. Wir danken Gott und den Spendern von Gebende Hände dafür. Dank des sauberen Wassers können tausende Leben gerettet werden”, sagt George und lächelt.

Auf dem Sportplatz des Lagers beginnt gegen 12 Uhr mittags die Essensausgabe für die Kinder. Jungen und Mädchen aller Altersklassen werden per Megaphon zusammengerufen. Währenddessen schaffen Helfer die Behälter mit den Lebensmitteln heran. Heute stehen getrockneter Fisch samt nahrhaftem Reis und einer würzigen Soße auf dem Speiseplan. Dazu gibt es je ein Beutelchen Wasser. Diszipliniert und in mehreren Gruppen stellen sich hunderte Kinder in einer langen Schlange an der Essensausgabe auf. Rührend kümmern sich die älteren Geschwister um die jüngeren. Helferinnen füllen die Teller und Schälchen der Kinder, die sich dann glücklich und dankbar einen Platz zum Essen suchen.

Eine der Helferinnen ist die 1992 in Buduburam geborene Magery, deren Eltern aus dem kriegszerstörten Liberia geflohen waren. Die Unterstützung, die das Flüchtlingslager durch den Staat oder die Vereinten Nationen erhalte, sei gering und wenig verlässlich, so berichtet sie, weshalb die Bewohner des Lagers dringend auf andere Hilfe angewiesen seien. Ihre beiden Kinder Rebecca (5) und Gabriel (2) müssten sonst Hunger leiden. Auch George unterstreicht die Bedeutung der Hilfslieferungen. Er blickt auf die Essensausgabe: „Mit diesen Lebensmitteln werden hunderte Kinder satt.” Immer wieder treten umstehende Menschen an uns heran und danken Gott sowie den Spendern und Helfern.

Im Anschluss an die mittägliche Speisung gibt es für die jüngsten Campbewohner eine Überraschung. Große Säcke werden herbeigeschafft. Sogleich bildet sich eine Menschentraube um die Helfer. Aufgeregt und voller freudiger Erwartung beobachten die Kinder die Öffnung der reich gefüllten Säcke. Dann bekommt jedes ein kleines Kuscheltier oder eine einfache Puppe überreicht. Trotz der Einfachheit der Geschenke kennt die Freude keine Grenzen, und wir blicken in viele strahlende Kinderaugen.

Bevor wir nach Accra zurückkehren, zeigt mir George schließlich eine Baustelle am Rande des Camps. Der Neubau, der hier entsteht, soll bald ein kleines Krankenhaus für die Bewohner beherbergen. Auch eine Schule für die Kinder von Buduburam soll gebaut werden. Ein Teil des Baumaterials konnte bereits beschafft werden, doch die Mittel sind knapp. Deshalb wird es noch dauern, bis die Klinik den Betrieb aufnehmen kann. Neben der Bereitstellung von Trinkwasser und Lebensmitteln gehören eine medizinische Grundversorgung sowie elementare Bildungsmöglichkeiten zu den wichtigsten Voraussetzungen, um den Kindern hier ein menschenwürdiges Leben und eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Das kann nur gelingen, wenn wir die Menschen hier nicht ihrem Schicksal überlassen, sondern Nächstenliebe an ihnen üben.“

Für den Beweis Ihrer Nächstenliebe sagen wir Ihnen, liebe Spender, ganz herzlichen Dank.