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Sri Lanka: Erfolgreiche Aufbauhilfe (Reisebericht)

Bericht vom 12.05.2005

Im Mai 2005 sind wir wieder vor Ort. Als wir die Küste hinauf nach Tangalla fahren, ist klar erkennbar, dass die vom Tsunami verwüsteten Küstenstädte sich langsam erholen: Trümmer wurden weggeräumt, Häuser wieder aufgebaut und Geschäfte wieder eröffnet.

Doch immer noch gibt es viele Dörfer, die bisher keinerlei Hilfe – welcher Art auch immer – erhalten haben. Diese Dörfer sind unser Ziel.

Während unserer Fahrt liefern wir fünf Ziegelpressen und vierhundertfünfzig Säcke (zwanzig Tonnen) Zement, so dass nun insgesamt acht Maschinen für acht verschiedene Dörfer verfügbar sind. Mit einer Ziegelpresse können täglich etwa 250 Ziegel hergestellt werden.

Bevor wir die Maschine den Dorfbewohnern überlassen, wird ihnen die Bedienung erklärt; anschließend müssen die Männer, die später an der Maschine arbeiten sollen, zeigen, dass sie die Funktionsweise verstanden haben und wissen, wie die Ziegel anzufertigen sind.

Alle Dorfbewohner versammeln sich um sie und verfolgen gebannt die Herstellung der Steine, die schlussendlich zum Bau ihrer Häuser verwendet werden sollen.

Ich wünschte, jeder von Ihnen, der diesen Bericht liest, hätte die Gesichter der Dorf- bewohner bei der Inbetriebnahme der Ziegelpresse sehen können. Die Hoffnung und Freude in den Augen jedes Einzelnen ist jeden Cent wert, den Sie in die Zukunft dieser Menschen investiert haben.

Jede Dorfgemeinschaft hat eine Gesellschaft für die Ziegelproduktion gegründet. Die Gesellschaft behält ungefähr 10% der Steine und verteilt die übrigen 90% an die Dorfbewohner. Es gibt einen gut funktionierenden Arbeitsplan mit zweckmäßig verteilten Verantwortungsbereichen und Kontrollen.

In jedem Dorf leben durchschnittlich dreißig Familien mit jeweils etwa acht Angehörigen einschließlich Großeltern und entfernten Verwandten. Das sind umgerechnet fast 2.000 Menschen, die wir beim Wiederaufbau ihrer Häuser und auch bei der Schaffung einer neuen Existenz durch den Verkauf der überzähligen Ziegel unterstützen.

Eines der ersten Häuser, dessen Bau Sie mit ihrer Spende ermöglicht haben, steht in einem Dorf in Hambantota und gehört Devica und ihren Kindern. Devica und ihre fünf Söhne verloren durch den Tsunami den Ehemann und Vater.

Wir bringen auch 376 Fischernetze in diese Region, die dazu beitragen, etwa 3.000 Menschen regelmäßig mit Nahrung zu versorgen. Da die Bevölkerung in diesen Dörfern ihren Lebensunterhalt mehrheitlich in der Fischindustrie verdient, sind die Netze von unschätzbarem Wert. Denn damit sind die Menschen nun nicht nur in der Lage, ihre Familien zu ernähren, sondern auch ihren Fang auf dem Markt zu verkaufen. Weil die Fischer bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder fischen konnten, mussten viele Familien auf einen Hauptbestandteil ihrer Ernährung verzichten. Dank Ihrer großzügigen Gaben, ist dieser Mangel jetzt behoben.

Wenn ich Ihnen nun erzähle, dass wir auch 125 Petroleumlampen dorthin bringen, müssen Sie wissen, dass diese zu den am meisten geschätzten Dingen in einem Volk gehören, das ohne Elektrizität und damit auch ohne elektrisches Licht auskommen muss.

Als wir unsere Lieferung in einem der Dörfer beendet haben, uns verabschieden und die Rückreise antreten wollen, werden wir von einigen Leuten in das Haus eines Mannes gebeten, der uns etwas zu trinken anbieten will. Wir gehen die Dschungelstrasse hinab zu einer bescheidenen Dorfhütte, deren Hauptraum kahl und leer ist, mit Ausnahme von vier Plastikstühlen an einer rauhen, unverputzten Ziegelwand und einem Tisch in der Ecke, auf dem eine Reihe gerahmter Fotografien stehen.

Siresena ist ein freundlicher, würdevoller Mann, der uns Kokosmilch und Bananen serviert. Er steht vor uns und bittet, einige Worte sagen zu dürfen. Er will sich bei uns für die Lampe bedanken, die wir ihm zwei Monate zuvor bei unserem letzten Einsatz gegeben haben, und uns sagen, wie sehr diese Gabe ihn ermutigt hat. Er ist froh über die Gelegenheit, uns in seinem Haus zu haben. Als wir uns nach seiner Familie und seinen Kindern erkundigen, wird er still, geht zu dem Tisch in der Ecke und zeigt uns die Fotos seiner Angehörigen.

Siresena hat seine Frau, zwei Töchter und einen Enkelsohn im Tsunami verloren. Er meint, er könne uns nicht mehr dazu sagen, als dass es für ihn kaum noch etwas gebe, für das es sich zu leben lohne, und dass sein Leben leer geworden sei.

Wir sind sprachlos: Hier ist ein Mann, der vier Familienangehörige verloren hat und ganz offensichtlich noch sehr darunter leidet. Und doch bedankt er sich bei uns für eine einfache Lampe.

Aufgrund Ihrer unglaublich großen Spendenbereitschaft können wir auch noch fünfzehn Boote in die Region bringen (fast 6 m lang und 2 m breit). Jedes Boot ist für vier Fischer ausgelegt, die zusammen wiederum für rund 480 Familienangehörige sorgen können. Zwar haben wir für drei Boote Motoren dabei, doch fehlen uns immer noch 12 Außenbordmotoren. (Nachtrag: Die fehlenden Motoren konnten bei der folgenden Hilfsaktion geliefert werden.)

Die Fischer werden die Boote in wenigen Wochen in verschiedenen Farben lackieren und mit einer besonderen Markierung versehen, die jedem anzeigt: „Dies ist mein Boot!“

Im letzten Dorf, das wir besuchen, treffen wir Pradeeka. Als der Tsunami kam, war ihre siebenjährige Tochter Shashikala bei ihr. Als das Wasser über ihnen zusammenschlug, versuchte sie Shashikala festzuhalten, doch sie versank in den Fluten und wurde ohnmächtig.

Im Krankenhaus kam sie wieder zu sich, und dort wurde ihr mitgeteilt, man habe Shashikala tot aufgefunden und in ein provisorisch eingerichtetes Leichenschauhaus gebracht. Pradeeka erzählt uns, sie sei noch nicht in der Lage gewesen, ihre Tochter dort zu identifizieren. Als ich sie nach ihrem Mann frage, bringt sie kein Wort mehr heraus. Eine Freundin teilt uns mit, dass ihr Mann durch die schlimmen Erlebnisse fast wahnsinnig geworden sei und nicht einmal mehr arbeiten gehen könne.

Wenn wir hören, dass mehr als 100.000 Menschen umkamen, als der Tsunami Sri Lanka heimsuchte, sind wir überwältigt angesichts der Verluste, die diese Nation erlitten hat. Doch geben diese Zahlen keineswegs Aufschluss über die wahre Katastrophe. Es sind nicht einfach 100.000 Menschen: Es sind Devica, Siresena und Pradeeka, die geliebte Angehörige verloren. Jeder dieser Menschen, die an jenem Tag starben, hatte einen Namen, eine Familie und eine Sippe, die immer noch unter den Verlusten leidet, und die immer noch unsere Liebe, unsere Gebete und unsere Unterstützung braucht.

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