Südafrika: Hilfgüterverteilung im Slum (Reisebericht)

Bericht vom 22.10.2004


Wer nicht leer ausgehen will, kommt rechtzeitig und wartet.


Lebensmittelpakete, eine Decke und einen Plastikeimer zum Wasserholen für etwa 200 Familien.

Die Straßen werden immer schlechter. Eben durchfuhren wir noch eine Gegend, in der viele kleine, aber sauber gebaute Häuser stehen. John, unser Fahrer, erklärt: „Hier konnten viele ehemalige Slumbewohner, die eine Arbeit gefunden haben, Land erhalten und sich mit Hilfe von kleinen Krediten ein eigenes Häuschen bauen.“

Doch schon etwa zwei Kilometer weiter sehen wir einen der großen Slums am Stadtrand von Johannesburg. Viele Menschen lungern hier nur herum, weil sie mit sich und der vielen Zeit nichts mehr anzufangen wissen. Sie haben häufig schon längst resigniert. Sie erwarten nichts mehr von der Zukunft, sie hoffen nur noch, jeden Tag irgendwie recht oder schlecht durchzustehen und zu überleben.

Als wir zur Verteilungsstation kommen, haben sich die Menschen schon in vier Reihen aufgestellt. „Heute erhalten etwa 200 Familien Lebensmittelpakete, eine Decke und einen Plastikeimer zum Wasserholen“, berichtet John. Einige andere wollen sich dazwischen mogeln, aber eine resolute Mitarbeiterin schickt sie wieder weg. „Die haben letzte Woche schon ihre Ration bekommen“, betont sie. Alle, die etwas erhalten wollen, müssen sich registrieren lassen, einmal, um den Bedarf fest- zustellen und zum anderen, damit alles gerecht verteilt wird.

Nachher gehe ich auf einen Rundgang durch das Viertel. Hütte an Hütte steht hier. Manche sind aus Wellblech, manche nur aus Karton, über den zum Schutz vor dem Regen Folie gezogen wurde. Sogar einen Kindergarten gibt es hier, der unglaublich armselig ist: auf ca. 10 Quadratmetern werden ungefähr 30 Kinder betreut. Ihnen fehlt es an Spielzeug und Möbeln, aber die Betreuer machen das beste daraus. Rein äußerlich unterscheidet sich auch der Kindergarten kaum von den anderen Hütten.

John ist ein wenig nachdenklich und dann sagt er: „Eigentlich ist es nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber wenigstens das, – wenigstens ein Fünkchen Hoffnung in all der Hoffnungslosigkeit.“ Er hebt seine Hände, lässt sie etwas resigniert wieder sinken und meint, wir müssten jetzt weiter.