Zur Geschichte und Problematik des Landes

 



Sambia hat mit der Hypothek eines sozialistischen Systems mit Einparteienherrschaft und so gut wie keiner wirtschaftlichen Freiheit bis zum Jahr 1991 zu kämpfen.

1964 wurde das Land von Großbritannien unabhängig und orientierte sich sofort unter dem damaligen Präsidenten Kaunda an der Sowjetunion. Im Zuge der importierten Ostblockmoral wucherte die Korruption, und nach Ende des Kalten Krieges brach die Wirtschaft Sambias vollends zusammen.

Das schaffte die Grundlage für einen Wechsel zur Mehrparteien-Demokratie und zu freien Wahlen. Der damals gewählte Präsident Frederick Chiluba begann, wirtschaftliche Freiheiten zu gewähren. Die Regierung Chilubas hat allerdings nur wenige Reformen eingeleitet und die Korruption unangetastet gelassen.

Seit 2001 regierte Präsident Levy Mwanawasa, der bald mit einer Antikorruptionskampagne begann, was schließlich zur Verurteilung des vorherigen Präsidenten Chiluba und vieler seiner Unterstützer führte. Es fand eine sehr langsame wirtschaftliche Erholung statt, aber noch immer gibt es vor allem Probleme mit der Steuerdisziplin.

Ende Juni 2008 starb Mwanawasa tragischerweise an einen Schlaganfall bei einer Konferenz der Afrikanischen Union, bei der er als einer von wenigen Staatsmännern den Mut hatte, Robert Mugabes diktatorische Regierungsweise in Simbabwe anzuprangern. Bei der nachfolgenden Neuwahl wurde Vizepräsident Rupiah Banda in das Amt des Staatspräsidenten eingesetzt.

Eigentlich könnte es dem Land wirtschaftlich gut gehen, denn es ist reich an Kupfer und an der kostbaren Ressource Wasser. Sambia befindet sich auf einem über 1.000 Meter hohen Plateau, das von tiefen Senken umgeben ist. Über 20 Wasserfälle stürzen in die sambischen Täler. Am bekanntesten sind die Victoriafälle, die jedes Jahr zahlreiche Touristen anziehen.

Trotz dieses Wasserreichtums ist die Wasserwirtschaft völlig heruntergekommen. Korruption und eine nicht funktionierende Verwaltung sind dafür die Ursache. Das Land hat ein großes Entwicklungs-Potenzial im Wassersektor, doch es benötigt dabei Hilfe. Man hofft auf ausländische Investoren. Diese sind jedoch eher am Kupfer interessiert.

In den letzten zehn Jahren hat sich China mit Kreditvergaben und Infrastrukturprojekten auf dem Kupfermarkt Sambias eingekauft. In Lusaka haben sich zahlreiche chinesische Familien, Kindergärten, Schulen und China-Restaurants angesiedelt. Chinesische Projektleiter haben das Minenmanagement übernommen. Die Arbeitsbedingungen für die sambischen Bergarbeiter unter chinesischer Leitung kann man nur als Ausbeutung bezeichnen. Das alles führt zu sozialen Spannungen.

Die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung über die „neuen Kolonialherren“ hat sich in den Wahlen 2011 der Gegenkandidat Michael Sata zunutze gemacht, die er mit einer antichinesischen Wahlpropaganda für sich entscheiden konnte. Doch auch er konnte das Land nicht aus der „Umklammerung des Drachens“ lösen. Nachdem Michael Sata im Oktober 2014 unerwartet schnell verstarb, regierte für einige Monate der schottischstämmige Guy Scott als Interimspräsident. Dass er als Weißer das Amt des Präsidenten ausübte, sorgte für viel Unmut im Land. Anfang Februar 2015 wurden daher Wahlen abgehalten, die Edgar Lungu gewann. Seine Vizepräsidentin war Inonge Wina, eine Frau.

Doch Lungu konnte die Wirtschaft nicht stabilisieren. 2020, während der Corona-Pandemie, ist Sambia als erstes Land in Afrika seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber internationalen Gläubigern nicht mehr nachgekommen. Das Land musste sich als zahlungsunfähig erklären. Dies alles geschah im Zuge eines unglücklich zu nennenden Regierungskurses: Lungu stieß Investoren ab mit seinen Plänen, Bergwerke zu verstaatlichen und verhängte drastische Steuererhöhungen. 2020 ging die Wirtschaft um mehr als drei Prozent in den Keller. Die Arbeitslosigkeit wuchs, Löhne und Gehälter sanken, während die Lebensmittelpreise zuletzt um 30 Prozent stiegen.

Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung brachte 2021 schließlich die lang ersehnte politische Wende. Der sambische Oppositionsführer Hakainde Hichilema hat die Präsidentenwahl überraschend deutlich gewonnen. Schon im Wahlkampf warb er damit, einen Wirtschaftsaufschwung in dem bankrotten Land zu bewirken. Hichilema war vorher fünfmal erfolglos um das Präsidentenamt ins Rennen gezogen. Die Niederlagen hatten ihn aber nicht an einem sechsten Versuch gehindert. Der Abwahl des 64 Jahre alten Lungu liegt sicherlich vor allem der Wunsch der jungen Bevölkerung nach einer Veränderung und nach einer Besserung ihrer Lebensbedingungen zugrunde.

Neben den überall in Afrika wahrnehmbaren Negativ-Folgen der Corona-Pandemie, die auch Sambia hart getroffen haben, ist auch die AIDS-Katastrophe immer noch spürbar. Ein großer Teil der früheren Elterngeneration ist bereits an AIDS gestorben. Viele Kinder wurden zu AIDS-Waisen. Immer noch gibt es das Phänomen der sogenannten „Kinderfamilien“, in denen ältere Geschwister die jüngeren versorgen müssen. Derzeit ziehen die zahlreichen, Pandemie bedingten Lockdowns vielen Familien die Existenzgrundlage unter den Füßen weg. Weil die Eltern nicht wissen, wie sie ihre Kinder ernähren sollen, werden viele einfach ausgesetzt. Dies alles hat Gebende Hände dazu bewegt, dort einzugreifen, wo es am nötigsten ist: bei den Waisenkindern.