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Birma: Nothilfe gegen den Willen der Machthaber

Meldung vom 22.06.2008

Sieben Wochen nach dem Zyklon sind die ausländischen Helfer immer noch einem Katz- und-Maus-Spiel des Regimes ausgeliefert. Dabei wird auf die Opfer keinerlei Rücksicht genommen. Der Machterhalt stellt für die Militärjunta oberste Priorität dar.

Erst die Hälfte der 2,4 Millionen betroffenen Menschen habe nach dem Zyklon vor knapp 2 Monaten in Birma laut den Vereinten Nationen Hilfe bekommen. Die Dörfer im Katastrophen- gebiet des Irrawaddy-Delta sind unzugänglich und nur mit Booten zu erreichen. Aber gerade an Booten mangelt es den Hilfsorganisationen. Auch Helfer gibt es viel zu wenig, berichtet Andrew Kirkwood von Save the Children in Rangun. Außerdem kämen die Transporte wegen des Monsun-Regens nur mühsam voran.

Am dringendsten benötigten die Menschen Nahrungsmittel, sagt Bernd Schell vom Deutschen Roten Kreuz, der fünf Wochen in Birma und mehrmals im Delta war. „Jetzt in der Pflanzzeit müssten die Leute von ihren Vorräten leben. Aber die wurden weggeschwemmt oder sind unbrauchbar. Die Menschen können auch nichts anpflanzen, weil die Felder versalzen und die Büffel ertrunken sind.“ Mit den Büffeln wurden die Felder bearbeitet.

Nahrungsmangel ist daher das größte Problem in den nächsten Monaten. Trinkwasser ist dagegen im Augenblick vorhanden: Zwar sind Brunnen und Süßwasserteiche verunreinigt, aber solange der Monsun anhält, können die Menschen mit den verteilten Plastikplanen Regenwasser auffangen.

Insgesamt setzen sich mehr als 50 ausländische Hilfsorganisationen neben den Vereinten Nationen in Birma ein. Die Hilfe des Welternährungsprogramms konnte bereits zu 580.000 Menschen gelangen. Jetzt werden auch Hubschrauber eingesetzt, um in unzugängliche Gebiete zu gelangen. Die Notfallpakete bestehen aus Reis, Hülsenfrüchten, Pflanzenöl und Salz.

250 Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen konnten bisher 300.000 Patienten medizinisch versorgen. Anfangs kamen die Menschen vor allem mit Wunden und Knochenbrüchen, inzwischen leiden die Menschen an Durchfall, Fieber und Atemweginfektionen. Viele seien schwer traumatisiert, berichtet Juli Niebuhr in Rangun: „Die Menschen haben Schlimmes erlebt. Sie haben ihre Familien ertrinken sehen und mussten sich stundenlang an Palmen festhalten, um nicht ins Wasser zu fallen.“ Inzwischen beläuft sich die Zahl der Opfer laut birmesischer Regierung auf 78.000 Tote und 56.000 Vermisste.

Noch immer wird es den Hilfsorganisationen schwer gemacht, ins Land zu kommen: Bernd Schell vom Roten Kreuz bemängelt, dass 16 seiner Mitarbeiter in Bangkok noch auf Visa warten. Für das Irrawaddy-Delta benötigen die Einreisenden eine weitere Reisegenehmigung. Schell konnte erst vier Wochen nach dem Zyklon in die Krisenregion und durfte sich nur innerhalb eines Unterbezirks frei bewegen. „Wer wann für wie lange eine Reisegenehmigung bekommt, ist unberechenbar“, erklärt er.

Innenpolitisch ist trotz Zyklon alles beim Alten geblieben. Oppositionelle würden nach wie vor diskriminiert, erklärt Chefredakteur Aung Zaw von dem Exil-Nachrichtenmagazin The Irrawaddy in Thailand. Kürzlich wurde der kritische Sportjournalist Zaw Thet Htwe verhaftet, nachdem er ausländischen Medien gegenüber die Langsamkeit von Hilfsleistungen der Junta kritisiert hatte.

Wegen der Seuchengefahr hat die Weltgesundheitsorganisation vergangene Woche eine Aktion gegen das Denguefieber in Birma gestartet. Im Katastrophengebiet werden Insektenvernichtungsmittel versprüht.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Bundestag“, bundestag.de