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Vom Revolutionär zum Helfer der Armen

 
Mario Aviles war 26 Jahre lang Guerillakämpfer. Er trug ein Gewehr in der Hand und eine Vision im Herzen, – die Vision von einem freien und demokratischen Nicaragua. Zuerst kämpfte er auf Seiten der sandinistischen Armee für den Sturz des Diktators Somoza. Wegen der zunehmend marxistischen Gesinnung der Sandinisten wechselte er zu den Contras und stieg dort bis in den Rang eines Kommandeurs auf. Der Bürgerkrieg in Nicaragua kostete 150.000 Menschenleben.

Heute steht Aviles in einem unblutigen Kampf, dem Kampf für den wirtschaftlichen, sozialen und politischen Wiederaufbau seines Landes. Aus seiner damals neu gewonnenen christlichen Überzeugung heraus leitet er eines der erfolgreichsten Kleinkredit-Projekte in Mittelamerika, bekannt unter der Abkürzung FUNAD. Die Organisation verwaltet und verteilt Hilfsgüter wie Medikamente, Kleidung, Saatgut und andere landwirtschaftliche Produkte, die ihr gespendet werden. Ferner unterhält sie ein eigenes Waisenheim und eine christliche Schule mit wachsendem Zulauf etwa 30 km außerhalb Managuas.

Aber das Herz von FUNAD schlägt für das Kleinkreditprogramm, bei dem arbeitswilligen, aber mittellosen Menschen Geschäftsdarlehen bis maximal 500 $ zur Verfügung gestellt werden, damit sie einen kleinen Familienbetrieb gründen und sich selbständig machen können. „Ein kleines Darlehen in Verbindung mit der entsprechenden Begleitung kann einen sonst verzweifelten Menschen in die Lage versetzen, ein eigenes Geschäft zu gründen und damit seine Familie zu ernähren“, sagt Aviles.

Im Gegensatz zu den meisten Mikrokreditprojekten finanziert er sein Programm aus Spenden von Gebende Hände. Das gibt ihm die Freiheit, einen zusätzlichen Aspekt in dieser Arbeit zu verfolgen. „Wir informieren die Kreditnehmer über die biblischen Prinzipien der Geschäftsführung. Unsere Mitarbeiter treffen sich jede Woche mit den Begünstigten, um sie in ihrer Arbeit anzuleiten und zu unterstützen. Und aufgrund der Tatsache, daß wir sie jede Woche treffen, kommen wir auch unweigerlich auf persönliche Dinge zu sprechen. Wir haben festgestellt, daß das Kleinkreditprogramm nicht nur eine wunderbare Möglichkeit der Existenzgründung darstellt, sondern daß sich die Menschen auch für den christlichen Aspekt unserer Arbeit interessieren.“ Nach den Angaben von Aviles haben sich beinahe die Hälfte aller bisherigen Darlehensempfänger für ein Leben als Christen entschieden.

Als Aviles 14 Jahre alt war, mußte er mit ansehen, wie sein Vater in Handschellen von der Somoza-Polizei abgeführt wurde. Das „Verbrechen“ seines Vaters bestand darin, daß er sich öffentlich gegen die Korruption in der Regierung geäußert hatte. Sein Elternhaus wurde niedergebrannt. 1958 verließ er im Alter von 18 Jahren sein Zuhause und schloß sich den Guerillakämpfern Sandinos an, um die Somoza-Diktatur zu stürzen. Als die Sandinisten 1979 die Kontrolle über das Land bekamen, wurde Aviles verunglimpft, weil er sich gegen die das Regime infiltrierende kommunistische Ideologie stellte. Zur Strafe steckten ihn die Sandinisten ins Gefängnis.

Nach seiner Freilassung floh er nach Costa Rica, wo er sich der neu gegründeten Bewegung der Contras anschloß. Drei Jahre lang befehligte er die 2.000 Mann starke Truppe, die die Südgrenze des Landes verteidigte, wobei er unmittelbar dem Top-Guerillaführer Eden Pastora unterstand. Auf die Frage, was schlimmer gewesen sei – die Somoza-Diktatur oder das Sandinisten-Regime – antwortet er lächelnd: „Was ist schlimmer, wenn du den linken Arm abgeschlagen bekommst oder den rechten?“

Als Befehlshaber der Contras hatte Aviles ein Erlebnis, das sein Leben völlig veränderte: Während einer Nachtpatrouille im Dschungel gab es plötzlich etwa 10 Meter hinter ihm auf dem Pfad einen blendendweißen Blitz und eine ohrenbetäubende Explosion. Er rannte zurück und sah, daß einer seiner Soldaten auf eine Landmine getreten war. „Die Mine hatte ihm die untere Körperhälfte weggerissen“, erinnert sich Aviles. „Seine Beine fehlten. Wir wußten, er würde sterben. Aber wir sagten zu ihm: ‚Du schaffst das schon’. Er sah mich direkt an und entgegnete: ‚Chef, ich habe keine Angst vor dem Sterben. Ich weiß, wo ich hingehe. Aber, Chef, – du weißt nicht, wo du hingehst.’ Noch in derselben Nacht starb dieser Soldat im Dschungel. Kurz vorher gab er mir seine Taschenbibel. In der Nacht las ich diese Bibel, und als ich zu Psalm 23 kam, waren die Seiten voller Blutflecken. Er hatte darin gelesen, als er starb. Das war der Punkt, an dem ich mein Leben in die Hand von Jesus Christus gab.“

Wenige Tage später wurde Aviles selbst von einer Splittergranate getroffen und zur Operation in ein Krankenhaus in Costa Rica gebracht. Als er wieder genesen war, traf er sich 1984 mit Guerillaführer Pastora und erzählte ihm von seiner Bekehrung im Dschungel. Er erklärte ihm, daß er aufgrund seiner neu gewonnenen Überzeugung nicht mehr in den Kampf zurückkehren könne.

Aber erst 1989, als das sandinistische Regime in Zuge der ersten demokratischen Wahlen Nicaraguas verdrängt wurde, konnte Aviles in sein Heimatland zurückkehren. Infolge seiner christlichen Überzeugung setzt er sich dort nun für eine Verbesserung der Verhältnisse ein. „Einige Gemeinden in Mittelamerika halten nichts von Sozialarbeit wie das Betreiben von Waisenhäusern. Aber das ist nicht die Theologie meiner Bibel“, sagt er. „Das Reich Gottes ist nicht etwas für spätere Zeiten. Es bedeutet, hier und heute moralische, rechtliche und ethische Werte aufzurichten. Gott braucht Menschen, die das tun.“ Mario Aviles ist dafür Vorbild und Ansporn zugleich.