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Zur Geschichte und Problematik des Landes
Kaum ein asiatisches Land wurde über eine so lange Zeit durch westliche Länder beeinflusst, wie die Philippinen, die nach dem spanischen König Philipp II. benannt sind. Etwa dreihundert Jahre beanspruchten die Spanier den Inselstaat als ihre Kolonie und anschließend traten die Amerikaner fast fünfzig Jahre lang die Herrschaft über die Philippinen an. Erst 1946 konnten die Philippinen ihre Unabhängigkeit durchsetzen. Die USA behielten dort danach noch Jahrzehnte lang militärische Stützpunkte.Die 70er und 80er Jahre waren durch die Diktatur von Ferdinand Marcos geprägt. Zahlreiche Oppositionelle wurden verfolgt, gerieten in Untersuchungshaft oder verschwanden spurlos. Nach dem Sturz des Diktators 1987 wurde eine Präsidialrepublik gebildet.
Mehr als 7.000 Inseln gehören heute zu dem Inselstaat. Durch die geographischen Voraussetzungen der Region sind Naturkatastrophen keine Seltenheit. Es gibt noch 20 aktive Vulkane. Einer der größten Tiefseegräben mit 10.540 m Tiefe verläuft nahe der Inselgruppe. Bei Seebeben können riesige Flutwellen wie die Tsunamis entstehen.
Über 81 % Prozent der Filipinos sind katholisch, etwa 9 % sind evangelikal oder evangelisch-freikirchlich, etwa 5 % gehören dem Islam an. Kämpfe von muslimischen Gruppen um ihre Unabhängigkeit lodern immer wieder auf. Vor allem im Süden Mindanaos kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Rebellen der separatistischen MNLF (Nationale Befreiungsfront der Moros), der islamistischen MILF (Islamische Befreiungsfront der Moros) und Regierungstruppen. Von einer stabilen Demokratie auf dem Inselstaat kann daher keineswegs die Rede sein. Zudem leidet das Land unter einer hohen Kriminalitätsrate. Besonders Drogenbanden machen das Land unsicher.
Mit Aquino wurde Hoffnung auf Wandel in Verbindung gebracht. Die Mehrheit der fünf Millionen Wähler in dem verarmten, korrupten, von Gewalt zerrissenen Land hatte ihn zum „Retter“ auserwählt. Die hohe Wahlbeteiligung von rund 75 Prozent spiegelte diese Erwartung wider. Aquino hatte zwar der Korruption und Armut in dem Inselstaat den Kampf angesagt, konnte die hohen Erwartungen, die das Volk an ihn stellte, jedoch nicht vollends befriedigen. Er hat zwar gute Ergebnisse in seiner sechsjährigen Amtszeit erzielt, besonders im Wirtschaftswachstum und in der Korruptionsbekämpfung, dennoch wünschten sich die Menschen einen Präsidenten, der härter gegen die Drogenmafia durchgreift.
Der Präsident Rodrigo Duterte machte sich in seinen ersten Amtsmonaten einen Namen durch sein skandalös brutales Vorgehen gegen die Kriminalität. Er verfolgte konsequent den Weg der Lynchjustiz gegen Drogenabhängige. Zahlreiche Medien berichteten, dass seit dem Amtsantritt von Duterte bereits mehrere Hundert mutmaßliche Rauschgifthändler umgebracht worden seien. Menschenrechtler warfen Duterte vor, zahlreiche Todesschwadronen ausgesandt zu haben, die Hunderte Drogendealer umbrachten. Im weiteren Verlauf seiner Amtszeit wurden Duterte immer mehr Menschenrechtsverletzungen angehängt, das Land wurde derzeit quasi autokratisch regiert. Das alles geschah weiterhin auf Kosten der schwachen, armen Bevölkerung.
Im Mai 2022 wurden erneut Wahlen abgehalten. Eine weitere Amtszeit war für Duterte nicht mehr erlaubt. Stattdessen, umso schlimmer, hat der Sohn des früheren Diktators Marcos die Präsidentenwahl für sich entschieden. Der Sohn des 1986 aus dem Land verbannten Diktatoren-Ehepaars, Ferdinand Marcos Jr., genannt „Bongbong“, hat nie eine öffentliche Distanzierung von seinem Vater vorgenommen – Experten sind besorgt, dass er das Land noch autoritärer regieren wird als je zuvor. Nach inoffiziellen Ergebnissen (10.05.2022) erhielt Ferdinand „Bongbong“ Marcos Jr. nach Auszählung von 96,55 Prozent der abgegebenen Stimmen mehr als doppelt so viele Stimmen wie seine größte Gegenspielerin, die Oppositionsführerin Leni Robredo. An dritter Stelle rangierte weit abgeschlagen der frühere Box-Weltmeister Manny Pacquiao.
Damit wird die Marcos-Dynastie 36 Jahre nach ihrer Vertreibung aus dem Inselstaat erneut in den Malacañang-Palast in der Hauptstadt Manila Einzug halten. Die Antwort, warum die Filipinos den Sohn des berüchtigten Diktators Marcos wählen, muss man wohl im Internet suchen. Der Diktatorensohn setzte vor allem auf einen erfolgreichen Social-Media-Wahlkampf, bediente TikTok und Youtube mit vielen Stories und mied Interviews sowie öffentliche Debatten. In den sozialen Medien zeichnete er ein verklärendes Bild von einem „goldenen Zeitalter“, das er zurückbringen wolle. Erst kürzlich betitelte er seinen Vater als „Staatsmann, ein politisches Genie“.
Die armen Menschen, und vor allem die Kinder in diesem Land, benötigen weiterhin in vielen Bereichen Hilfe. Kinder sind in diesem Land der Gewalt oft hilflos ausgeliefert. Weit verbreitete Kinderprostitution und Missbrauch spiegeln diese desolaten Verhältnisse wider.